Die Digitalisierung hält Einzug in das Gesundheitswesen und wir nutzen deren vielfältigen Möglichkeiten und Chancen auch die digitale Entwicklung in der Diabetologie voranzutreiben.
Die digitale Transformation zeigt zugleich Chancen und Risiken für unser Gesundheitssystem. Aktuelle Studien zeigen, welche Herausforderungen die Entwicklungen bremsen, aber auch wie sehr die Digitalisierung das Gesundheitswesen positiv prägen kann. Digitale (Gesundheits-)Anwendungen werden das Leben der Menschen mit Diabetes und den Alltag der Behandler langfristig verbessern.
Eine Vielzahl an Studien, Umfragen und Berichten zur Digitalisierung des Gesundheitswesens wurden bereits veröffentlicht. Dabei verdeutlicht die große Bandbreite an Fragestellungen die Bedeutung, die das Thema inzwischen in der politischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Debatte eingenommen hat.
Digitale Gesundheitsangebote haben viele Potenziale1

Was wollen die Patienten / Nutzer?2 / 3


Einstellung zur Digitalisierung bei Ärzten mehrheitlich positiv4

Ärzte wünsche sich mehr Informationen5


Unser Engagement in der digitalen Gesundheitsversorgung resultiert aus unserem Leitbild „Doing now what patients need next“. Für uns ist die Digitalisierung des Gesundheitswesens nicht nur ein Zukunftsthema, sondern prägend für unsere Arbeit. Wir stellen bereits digitale, medizinische Lösungen zur Verfügung und entwickeln gleichzeitig Innovationen für morgen.
Unsere Projekte zur Digitalisierung im Gesundheitswesen
Neue Möglichkeiten gemeinsam umsetzen
Unser Ziel ist es, die digitale Zukunft aktiv mitzugestalten. Es ist unsere Vision durch ein digitalisiertes Gesundheitswesen den Menschen mit Diabetes einen erleichterten Alltag und dadurch mehr Lebensqualität zu ermöglichen. Als Unternehmen haben wir daher die strategische Entscheidung getroffen, uns verstärkt im Bereich der digitalen Gesundheitsversorgung und -fürsorge zu engagieren.
Um unser Ziel zu erreichen treiben wir die Entwicklungen im Bereich Digitalisierung gemeinsam mit starken Partnern wie Startups, Großunternehmen, Patientenorganisationen, Ärzten, Verbänden und Krankenkassen voran. Durch Pilotprojekte, in Kooperation mit unseren Partnern, testen wir neue Wege und zeigen innovative Lösungsmöglichkeiten auf, wie die Digitalisierung zielführend genutzt und eine effiziente und zielorientierte Versorgung von Menschen mit Diabetes auch zukünftig sichergestellt werden kann.
Zukunftsworkshops #MORGEN
Seit 2015 organisieren wir regelmäßig einen interdisziplinären Austausch im Rahmen des Zukunftsworkshops #MORGEN. Die zentrale Fragestellung lautet dabei stets: Wie sieht die digitalisierte Zukunft der Diabetesversorgung aus? Im Rahmen der Veranstaltungsreihe wurde unter anderem bereits diskutiert, wie eine qualitätsorientierte Vergütung in der Diabetesversorgung aussehen könnte oder wie man die Digitalisierung die Behandlungsqualität verbessern kann.

Zukunftsworkshop #MORGEN 4 in Berlin
Diabetesinformationssystem PDM One
Das von Roche Diabetes Care entwickelte Diabetesinformationssystem PDM One für qualitätsgesicherte Behandlungsschritte in der Diabetologie zeigt, wie das Potenzial digitaler Lösungen in der Praxis Anwendung findet. Mit PDM One wurde eine Lösung entwickelt, die die Behandlungs- und Versorgungsqualität nachhaltig verbessern kann. Die interoperable digitale Plattform kombiniert Informationen aus unterschiedlichen Systemen, wie zum Beispiel der Accu-Chek Smart Pix Software, und dem Praxisverwaltungssystem. Die konsolidierten Daten werden auf Vollständigkeit und Plausibilität geprüft, sodass eine einheitliche und valide Datenbasis entsteht. Anhand konfigurierbarer Regeln wird anschließend automatisch geprüft, ob alle wichtigen Behandlungsschritte eingehalten werden. Ist dies nicht der Fall, wird der Behandler auf notwendige Entscheidungen und Informationslücken aufmerksam gemacht und kann direkt handeln.
HIER finden Sie das Whitepaper zum Diabetesinformationssystem PDM One und dessen möglichen Beitrag zur Optimierung von Behandlungsprozessen in diabetologischen Schwerpunktpraxen.
Diabetesmanagement mit der mySugr App
mySugr ist mit über zwei Millionen registrierten Nutzern eine der beliebtesten Diabetesmanagement-Apps weltweit. Sie begleitet Menschen mit Diabetes in ihrem Alltag und trägt zu mehr Eigenverantwortung und Selbstmanagement-Kompetenz bei der Umsetzung ihrer Therapie bei.

Der einfache Überblick über die Daten erleichtert es Menschen mit Diabetes, Zusammenhänge zwischen Lebensstil und Blutzuckerwerten zu erkennen. Eine retrospektive Beobachtungsstudie in einer ausgewählten Kohorte zeigt, dass die regelmäßige Nutzung der App auch zu einer verbesserten Blutzuckereinstellung beitragen kann. Eine automatische Übertragung der Werte von Blutzuckermessgeräten wie Accu-Chek Guide oder Accu-Chek Mobile (mit Wireless Adapter) erleichtert Patienten die Dokumentation ihrer Daten. Durch den geschätzten HbA1c erhalten sie direkt in der App Feedback zum Therapieerfolg, was die Motivation unterstützt. Die visuelle Darstellung der relevanten Diabetesdaten bietet einen guten Überblick über den Therapieverlauf. So können Behandler schneller und besser Ableitungen für erfolgreiche Therapieanpassungen treffen. Die strukturierte Dokumentation der Daten, beispielsweise in Form von Reports oder als Import in Accu-Chek Smart Pix Software, sorgt darüber hinaus für Entlastung und Effizienz im Praxisalltag.
mySugr Antrag 2020/2021
Mit unserer Diabetesmanagement-App mySugr PRO nehmen wir am Antragsverfahren DVG zur Listung als DiGA teil. Wir begrüßen ausdrücklich die Initiative des Bundesgesundheitsministeriums, mit dem Fast Track-Verfahren digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) in die Regelversorgung zu bringen. Dabei lernen wir wie all die anderen Hersteller viel aus unserem Antragsverfahren, das nicht nur aus dem Antrag selbst, sondern auch aus der Vorbereitung der Preisverhandlungen mit dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV SV) und der Vorstellung der DiGA in den Arztpraxen besteht.
Zukunftsregion Digitale Gesundheit
Die Diabetesmanagement-App mySugr ist Teil der Initiative „Zukunftsregion Digitale Gesundheit“ des Bundesgesundheitsministeriums. Im Rahmen der Initiative sollen digitale Versorgungsangebote in der Praxis erfahrbar und sichtbar gemacht werden. Die mySugr App wird dafür in der Testregion Berlin bei der Behandlung von Menschen mit Diabetes eingesetzt. Das Projekt startete am 1. Juli 2020 mit einer Laufzeit von einem Jahr. In diesem Zeitraum werden regelmäßige Arzt- und Patientenbefragungen durchgeführt, um Erkenntnisse über den Einsatz im Versorgungsalltag zu sammeln und die Akzeptanz und Anwendbarkeit für beide Seiten zu testen.
Digitalisierung im europäischen Vergleich
Inspirierende und wegweisende Best Practice Beispiele für die Digitalisierung des Gesundheitswesens
Die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen nimmt gerade Fahrt auf. Viele Chancen nutzen wir bereits, einige Herausforderungen gilt es noch zu überwinden. Hier kann trotz aller Unterschiede ein Blick auf die Digitalisierung des Gesundheitswesens bei unseren europäischen Nachbarn inspirierende und wegweisende Perspektiven eröffnen.
Gerade die nordischen Länder wie Dänemark und Schweden nehmen hier eine Vorreiterrolle ein. Doch auch die Niederländer und Österreicher treiben das Thema nachhaltig voran. Wie diese Länder den Herausforderungen eines sich digital entwickelnden Gesundheitssystems begegnen und wie hier Best Practice Beispiele aussehen können, soll die folgende, keinesfalls vollumfängliche, Darstellung näher erläutern.

Seit Herbst 2003 ist in Dänemark eine Online-Plattform mit dem Titel Sundhed verfügbar (auf Deutsch gleichbedeutend mit „Gesundheit“). Sie verbindet die Akten von 2.800 praktizierenden Ärzten, 53 öffentlichen Krankenhäusern und allen Apotheken in Dänemark.
Auf Sundhed kann der Patient alle seine gesammelten Daten einsehen. Die Online-Plattform fungiert als Informationsportal, auf dem die Behandlungshistorie des Patienten dokumentiert wird. Der Patient kann Informationen zu seinen Arztbesuchen, Krankenhausaufenthalten, Operationen, Diagnosen, Entlassungsbriefen, Laborergebnissen und Medikamenten abrufen. Zudem fungiert es als Plattform zum Erfahrungsaustausch und soll die Kommunikation zum Arzt ermöglichen. So können Patienten das Portal nutzen, um Termine zu vereinbaren, Rezepte zu bestellen und weitere organisatorische Fragen zu regeln.
Auch dem Thema Sicherheit wurde ausreichend Rechnung getragen. Der Patient kann über seine Identifikationsnummer – die jeder Däne zu seiner Geburt erhält (NemID) – auf das Portal zugreifen. Zudem wird jeder Login der Mitarbeiter im Gesundheitswesen dokumentiert und ist für den Patienten unter „my Log“ abrufbar.

Seit 2008 ist in Estland die elektronische Patientenakte über einen digitalisierten Personalausweis abrufbar. Mit e-Estonia wurden inzwischen auch fast alle Behördengänge in Estland digitalisiert. Zudem können Patienten ihre medizinischen Daten über das staatliche Patientenportal Digilugu einsehen.
Das estnische eHealth System umfasst neben der elektronischen Patientenakte auch elektronische Medikationspläne, elektronische Rezepte, ein digitales Bild- und Laborbefundarchiv, ein Informationsaustauschsystem zwischen verschiedenen Leistungserbringern, sowie ein elektronisches Terminbuchungssystem. Die Daten sind über eine Authentifizierung im Internet mit zugehöriger PIN geschützt und können mithilfe des Personalausweises von Patienten sowie Arztpraxen und Apotheken abgerufen werden. Da die komplette medizinische Historie des Patienten eingesehen werden kann, können beispielsweise medikative Wechselwirkungen im Vorfeld erkannt, sowie Doppeluntersuchungen vermieden werden.
Fast alle Hausärzte und estnische Kliniken, sowie über die Hälfte der Facharztpraxen, nehmen mittlerweile am System teil. Auch in der estnischen Bevölkerung findet das System großen Anklang.
Im Rahmen des Estonian eHealth Strategic Development Plan 2020 soll die Dateninfrastruktur und insbesondere die personalisierte Medizin sowie die partizipative und persönliche Versorgung weiterentwickelt werden.

Auch Dänemarks Nachbar Schweden nimmt eine Vorreiterrolle im Bereich eHealth ein. Als Grundlage dient die nationale eHealth-Strategie, die den Weg zur landesweiten Gesundheitsvernetzung ebnet.
Zu Beginn ist in die digitale Infrastruktur investiert worden. Mittlerweile sind alle Gesundheitseinrichtungen landesweit miteinander vernetzt: Fachärzte und Kliniken, Pflegeorganisationen und Apotheken. Mit Hilfe eines Patientenmanagement-Systems werden die Daten virtuell zusammengeführt. In einem passwortgeschützten Bereich stellt die Nationell Patientöversikt (NPÖ) die Informationen online den berechtigten Personen bereit. So kann z. B. die Behandlungshistorie des Patienten nachvollzogen werden. Diese Daten werden dann für die Dauer der Behandlung des Patienten in der elektronischen Patientenakte temporär gespeichert.
Die Gesundheitseinrichtungen, die die Daten angelegt haben, bleiben auch deren Eigentümer. Grundlage für den Zugang zu den Daten bildet der „Patient Data Act“, der es den Mitarbeitern im Gesundheitswesen ermöglicht, mit Zustimmung des Patienten, elektronischen Zugriff auf Patientendaten von verschiedenen Leistungserbringern über organisatorische Grenzen hinweg zu erhalten.
Weitere Prozesse sind zudem digitalisiert, wie z. B. das Rezept-Management. So werden 98 Prozent aller Rezepte online an die Apotheken weitergeleitet oder sind diesen über eine zentrale Datenbank zugänglich. Somit kann auch nachvollzogen werden, ob Medikamente doppelt verordnet wurden oder nachbestellt werden müssen.

Das Thema eHealth treiben auch die Niederländer kontinuierlich voran. Sie verfügen zwar bereits über eine nationale Kommunikationsinfrastruktur im Gesundheitswesen, (AORTA ist die niederländische Infrastruktur für den Datenaustausch zwischen Leistungserbringern im Gesundheitswesen), haben sich aber bis Ende 2019 weitere Ziele gesetzt.
Es sollen mindestens 80% der chronisch Kranken und mindestens 40% der übrigen Bewohner einen Online-Zugang zu ihren medizinischen Daten erhalten. Chronisch Kranke und ältere Patienten sollen z. B. bei Bluthochdruck diesen selbst kontrollieren und anschließend die Daten übermitteln. Hierfür wird an einer Plattform zur Online-Kommunikation zwischen Patienten und dem medizinischen Dienstleister gearbeitet.
Momentan arbeiten das niederländische Gesundheitsministerium sowie das eHealth-Kompetenzzentrum Nictiz an der Einführung der elektronischen Krankenakte, die Gesundheitsdienstleistern wie Ärzten, Krankenhäusern, Physiotherapeuten und auch Apotheken den Austausch von Patientendaten ermöglichen soll. Der Zugang von Patienten zu ihren Daten wird dabei im Projekt MedMij erprobt. Hier können Patienten über eine persönliche Gesundheitsumgebung (MijnZorgnet) die wichtigsten Informationen in ihrem Hausarztdossier einsehen und sich damit stärker an ärztlichen Entscheidungen über ihre Gesundheit und Behandlung beteiligen.

Österreich hat den Startschuss beim Thema eHealth bereits 2005 gegeben, indem es die elektronische Krankenversicherungskarte (e-Card) eingeführt hat. Dabei enthält sie keine Gesundheitsdaten und kein Foto, sondern lediglich die Basisinformationen wie den Namen und die Versichertennummer des Versicherten. Die Karte ist zur Unterstützung der Verwaltungsabläufe zwischen Versicherten, Arbeitgebern, Vertragspartnern (Ärzten, Krankenhäusern, Apothekern etc.) und Sozialversicherungsträgern gedacht. Die Karte ist auch für Nichtösterreicher erhältlich, die in Österreich arbeiten.
Im nächsten Schritt ist 2012 die elektronische Gesundheitsakte (ELGA) geschaffen worden. ELGA ist ein Informationssystem, welches Patienten den Zugang zu Gesundheitsdaten ermöglicht und über gesundheit.gv.at zur Verfügung steht. ELGA steht für eine moderne und sichere Informations- und Kommunikationstechnologie im österreichischen Gesundheitswesen und unterstützt durch einen verbesserten Informationsfluss die medizinische, therapeutische und pflegerische Behandlung und Betreuung der Patienten. Die Gesundheitsdaten sind über das Login-Portal verfügbar. Es ermöglicht Patienten, ihre Gesundheitsdaten zeit- und ortsunabhängig einzusehen. Auch dem Thema Datenschutz und Datensicherheit wird durch technische Maßnahmen und gesetzliche Vorschriften höchste Priorität eingeräumt. Die Befunde bleiben zudem in der Einrichtung gespeichert, in der sie ursprünglich erhoben wurden. Auch der Zugriff ist streng geregelt und nur denen vorbehalten, die den Patienten behandeln und betreuen.

Auch Spanien geht im Bereich eHealth voran. Das E-Rezept, öffentliche Patientenportale und elektronische Patientenakten (EHR) sind in den meisten Regionen implementiert.
Weitere Aspekte wie die Verbreitung von Informations- und Kommunikationstechnik im Gesundheits- und Sozialwesen, landesweite Implementierung von Patientenkurzakten und E-Rezepten, ein System zur digitalen Terminbuchung und Einführung von Patientenportalen wurden in der E-Government-Strategie “Plan Avanza 2” von 2009 -2015 durchgesetzt.
Als aktuelle Richtlinie gilt die von der Europäischen Kommission veröffentlichte „Digital Agenda for Europe“.
Auf die Vernetzung der Regionen hinsichtlich bestehender EHR- und E-Rezept-Anwendungen wird ein spezieller Fokus gelegt. SNOMED-CT wird als interregionaler Standard für die medizinische Nomenklatur angestrebt. Dennoch sind die regionalen Lösungen teilweise nicht untereinander kommunikationsfähig. Auch Digitale Gesundheitsdienste sind allgemein zwischen den Regionen fragmentiert und nur teilweise interoperabel.