Unser regelmäßiger Informationsbrief

Diabetes Dialog

Mit Diabetes Dialog informieren wir über neueste Entwicklungen rund um das integrierte Personalisierte Diabetes Management (iPDM), die Erkrankung Diabetes und aktuelle Entwicklungen im Bereich eHealth. Der Informationsbrief erscheint quartalsweise und wird an relevante Ansprechpartner im Gesundheitswesen versendet.


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Die Künstliche Intelligenz (KI) als zukunftsweisende Schlüsseltechnologie bietet ein enormes Potenzial – etwa für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum, die Modernisierung der Arbeitswelt oder aber ein Gesundheitswesen, welches das Patientenwohl in den Mittelpunkt rückt. Aus diesem Grund begrüßen wir ausdrücklich die Fortschreibung der KI-Strategie durch die Bundesregierung zum Ende letzten Jahres. Dort wird ausdrücklich hervorgehoben, dass die Grundlage für “datenunterstützte und qualitätsgesicherte Gesundheitsversorgung [geschaffen und] erste Anwendungen im Versorgungsalltag [pilotiert werden sollen]”. Heute wollen wir Ihnen unsere Kooperation mit dem französischen Partner Diabeloop zur automatisierten Insulindosierung (AID) bei Menschen mit Diabetes vorstellen, die sich nahtlos in die KI-Strategie der Bundesregierung und ihre Fortschreibung einreiht.

KI zur Förderung der Selbstbestimmung von Menschen mit Diabetes

“KI in der Gesundheitsversorgung” wurde, nicht nur im Hinblick auf die Pandemiebekämpfung, explizit als Kapitel der vom Bund forcierten KI-Strategie und deren Fortschreibung aufgenommen. Dabei geht die große Relevanz des menschzentrierten Einsatzes von KI in der Gesundheitsversorgung Hand in Hand mit einem umfassenden Schutz der Privatsphäre des Anwenders.

Ein gelebtes Beispiel aus der Praxis bildet die Community der sogenannten Looper. Diese wächst bereits seit einigen Jahren, vorrangig im Kontext des Typ 1-Diabetes. Die Mitglieder der Looper-Community erreichen und halten mit selbstkonstruierten Closed-Loop-Lösungen (auch DIY-Loop genannt) aus Insulinpumpe, Glukosesensor und Algorithmus, sozusagen mit einer “künstlichen Bauchspeicheldrüse Marke Eigenbau”, hervorragende Glukoseeinstellungen. Allerdings handeln sie dabei auf eigene Verantwortung und ohne ärztliche Betreuung. Zudem investieren sie viel Zeit und Aufmerksamkeit in die Steuerung und Anpassung ihrer DIY Closed-Loop-Lösung.

Als Roche Diabetes Care haben wir einen Weg gefunden, ähnliche Therapieergebnisse mit einem Medizinprodukt und bei bedeutend geringerem Aufwand sowie Risiko für die Anwenderin bzw. den Anwender anzubieten. Basis bildet unsere kürzlich geschlossene Kooperation mit dem französischen Medizintechnikunternehmen Diabeloop. Die Zusammenarbeit markiert den Einstieg von Roche in die automatisierte Insulindosierung (AID) und bedeutet einen Meilenstein für unsere Zukunftsvision zum integrierten Personalisierten Diabetes Management (iPDM). Das sogenannte Hybrid-Closed-Loop-System führt dank therapeutischer künstlicher Intelligenz zu einer stärkeren Abstimmung der Insulinabgabe mit der individuellen Stoffwechsellage der Patientin bzw. des Patienten. Die Präzision und Zuverlässigkeit der Insulinpumpe in Kombination mit dem DBLG1 Algorithmus von Diabeloop und einem rtCGM-System hilft den Patientinnen und Patienten dabei, ihren individuellen Insulinbedarf rund um die Uhr automatisiert abzudecken.

Seit Beginn des Jahres ist es möglich, die Accu-Chek Insight Insulinpumpe mit Loop-Modus in Deutschland, Italien, Spanien, der Schweiz und den Niederlanden zu verordnen, so dass wir hier von Anfang an international vernetzt Erfahrungen zur stetigen Weiterentwicklung sammeln können.

Ein verlässlicher Rahmen, der Innovationen fördert

Die Fortschreibung der KI-Strategie der Bundesregierung setzt neue und wichtige Schwerpunkte in den Handlungsfeldern Forschung, Expertise, Transfer und Anwendung sowie hinsichtlich des Ordnungsrahmens. Der über die Ressortgrenzen hinweg integrierte Ansatz der Bundesregierung ist bei dieser Zukunftstechnologie unabdingbar: So kann ein kohärenter Rahmen gesetzt werden, in dem Innovationen erforscht und idealerweise in die Gesellschaft übertragen werden können. Wir müssen in der Breite unser Verständnis für die Möglichkeiten der KI-Nutzung stärken und dafür Sorge tragen, dass Innovationen den Weg über den Projektstatus hinaus und auch in unserem Alltag Eingang finden können.

Die Entstehung von produktiven Innovationsfeldern ist neben dem Vorhandensein der entsprechenden Expertise immer auch abhängig von attraktiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. In einem marktwirtschaftlichen Innovationssystem werden Mittel dort investiert, wo ein angemessener ökonomischer Erfolg zu erwarten ist. Darum gehört zu einem verlässlichen Innovationsrahmen auch ein Vergütungssystem, das z. B. Softwarelösungen in der Hand des Behandlers entsprechend berücksichtigt. Durch das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) und das Fast-Track-Verfahren als zügiger Prüfmechanismus für eingereichte Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) wurde bereits ein wichtiger Schritt in die Richtung der patientenorientierten Vergütung von DiGA getan. Dieser Weg sollte nun weiter ausgebaut werden und auch behandlerorientierte digitale Lösungen mit einschließen.

 

Hinter uns allen liegt ein Jahr, wie es uns vor 12 Monaten kaum vorstellbar erschien. Viele Vorsätze und Pläne mussten zwangsläufig Corona-bedingt abgesagt, ver- oder aufgeschoben werden. Aber zugleich zeichnet sich das Jahr 2020 auch dadurch aus, dass vieles voranging. Zu diesen positiven Seiten gehört ganz sicherlich das Tempo und die Beharrlichkeit, mit der die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland weiter vorangetrieben wird.

Neue Eckpfeiler setzen mit dem dritten Digitalisierungsgesetz
Kurz vor Jahresschluss liegt bereits auch schon der Referentenentwurf für das Gesetz zur digitalen Modernisierung von Versorgung und Pflege (DVPMG) vor. Diese fortlaufende Entwicklung der Rahmenbedingungen in Deutschland begrüßen wir sehr, sind aber zugleich überzeugt davon, dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens auch weiterhin eine dauerhafte Herausforderung und Aufgabe bleibt.

So sollten digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) unserer Ansicht nach nur als ein erster Schritt zu einer integrierten, digital unterstützten Gesamtversorgung von Patientinnen und Patienten gesehen werden. Sie können etwa Behandlerinnen und Behandler von administrativen Arbeiten entlasten, so dass diese sich auf die wesentlichen Elemente ihres Heilberufes konzentrieren können. Patienten können so auch zwischen den Praxisbesuchen bzw. nach Krankenhausaufenthalten im Lebensalltag ohne großen Aufwand in der Umsetzung ihrer Therapie begleitet werden. Der Schwerpunkt digitaler Gesundheitsanwendungen sollte deshalb auf digitalen Technologien liegen, die sowohl Patienten als auch Behandler unterstützen.

Es ist ein wichtiger Schritt, dass digitale Anwendungen in der Hand des Patienten nun auf breiter Basis vergütet werden. Allerdings sollte diese Vergütung auch auf den Behandlerbereich angewendet und darüber hinaus die Beschränkung der DiGA auf die zwingende Nutzung durch Patienten aufgehoben werden. Damit würden auch digitale Instrumente wie Messengerdienste zwischen vom Arzt/Facharzt genutzten Therapiemanagement-Software-Lösungen bzw. das Thema Arztbrief, aber auch die Anbindung an die ePA einbezogen werden.

Warum ist die Einbindung der Behandlerseite so wichtig? Neben den positiven Versorgungseffekten, die eine DiGA schon heute alleine aus der Anwendung in der Hand des Patienten leisten muss, kommt ein weiterer signifikanter Mehrwert für die Behandlung einer Krankheit aus der Therapiesteuerung durch Patienten und Arzt. Wenn beide Seiten über die DiGA schneller entscheidungsrelevante Daten zur Verfügung haben, kann die DiGA über ihre Nutzung durch den Patienten hinaus die Grundlage für ein effektives Arzt-Patientengespräch bilden. Gleiches gilt für die schnelle Abstimmung der Behandler untereinander, um eine durchgängige Therapie durch mehrere Ärzte zu gewährleisten.

Viele weitere Ansatzpunkte warten darüber hinaus darauf, in Angriff genommen zu werden, wenn wir die vollen Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen wollen. Zukünftig werden beispielsweise zahlreiche digitale Lösungen gemäß der Medizinprodukte-Verordnung (MDR) eher den Risikoklassen IIb beziehungsweise III zugeordnet werden. Demnach können diese nicht als DiGA den Fast-Track-Prozess durchlaufen. Da gegenwärtig ein alternativ geeignetes Bewertungs- und Erstattungsverfahren nicht zur Verfügung steht, sollte deshalb etwa erwogen werden, eine Erweiterung des DiGA-Fast-Track-Verfahrens auf Medizinprodukte der Risikoklasse IIb beziehungsweise III zu ermöglichen. So sind z.B. über Selektivverträge bereits jetzt Apps höherer Risikoklassen in der Anwendung beim Patienten.

Die offenen Fragestellungen ließen sich weiter fortführen: Wie etwa kann man mit der Bewertung mehrerer verbundener Medizinprodukte als einer DiGA umgehen? Wie kann man die Klassifizierung des positiven Versorgungseffektes einer DiGA konkretisieren? Welche sinnvollen Regelungen sind zum Umgang mit dem Schrems II-Urteil bezüglich des Datenschutzschild-Abkommens zwischen EU und Nicht-EU-Staaten zu treffen? Es wird nie möglich sein, alle offenen Baustellen flächendeckend mit einem Mal zu schließen. Umso wichtiger ist es allerdings, sich fortlaufend bewusst zu machen, dass diese existieren und angegangen werden müssen.

Gemeinsam die Digitalisierung des Gesundheitswesens weiter vorantreiben
Die vielen noch offenen Fragestellungen deuten bereits an, vor welch großen Aufgaben alle Beteiligten stehen, wenn die Digitalisierung des Gesundheitswesens in der Fläche gelingen soll. Seit Jahren haben wir als Unternehmen es uns zum Ziel gesetzt, die digitalen Möglichkeiten für Menschen mit Diabetes greifbar und erlebbar zu machen und konkret umzusetzen. Diesen Weg setzen wir kontinuierlich fort. Wir blicken also nach einem ereignisreichen Jahr 2020 voller Spannung auf ein wohl nicht minder interessantes 2021, das durch die Bundestagswahl auch für die politischen Weichenstellungen entscheidend sein wird.

 

Kurz vor der politischen Sommerpause ist ein wichtiger Meilenstein hin zu einer besseren Versorgung von Menschen mit Diabetes in Deutschland gesetzt worden. Den Start einer nationalen Diabetesstrategie, wie sie der Bundestag Anfang Juli verabschiedet hat, begrüßen wir als Roche Diabetes Care ausdrücklich. Denn die Bekämpfung von Diabetes als eine ressortübergreifende Aufgabe wahrzunehmen, um ein aufeinander abgestimmtes Maßnahmenpaket zu realisieren, ist eine der drängenden Herausforderungen unseres Gesundheitssystems.

Die nationale Diabetesstrategie mit Signalwirkung in Zeiten von Covid-19
Die diversen Impulse im Rahmen der nationalen Diabetesstrategie erweisen sich aus unserer Perspektive als überaus richtungsweisend. Dazu gehören beispielsweise die Überlegungen zu zielgruppengerechten Informations- und Aufklärungskampagnen, um in der Breite für die Herausforderung durch den Diabetes aufmerksam zu machen. Angebote, um Diabetes-Informations- und Beratungsdienste auszubauen, sind ein Schritt in die richtige Richtung. Die vielen Ansatzpunkte werden allerdings nur ihre Wirkung entfalten können, wenn sie auch im praktischen Alltag von Betroffenen und Behandlern ankommen. Diabetestherapie muss für den Arzt effizienter und für den Patienten effektiver durchführbar sein. Es wird nun auf die inhaltliche Ausgestaltung der Strategie ankommen und wie diese de facto umgesetzt werden wird.

Trotz der Belastung unseres Gesundheitssystems durch die anhaltende Covid-19-Pandemie muss die Versorgung von Menschen mit Diabetes ihren zurecht hohen Stellenwert behalten. Dabei läuft es allerdings nicht auf eine Entscheidung hinaus, ob Covid-19 oder andere Erkrankungen mehr Aufmerksamkeit benötigen bzw. rechtfertigen. Den unbestrittenen Beitrag digitaler Anwendungen bei der Eindämmung von Covid-19 können wir nun auch für einen digital unterstützten Umgang mit chronischen Erkrankungen für ein effizienteres Gesundheitssystem mit zufriedenstellenden Therapieerfolgen nutzen.

Digitalen Mehrwert schaffen
Die Behandlung von Diabetes benötigt beispielsweise eine entsprechende Datengrundlage, in der standardisiert und ungehindert Daten im geschützten Raum fließen und eine Zusammenarbeit von Betroffenen und Behandlern ermöglichen. Digitale Applikationen bieten hier einen unschätzbaren Mehrwert, der Möglichkeiten in der Versorgung eröffnet, die vor einigen Jahren noch unmöglich erschienen. Es gilt nun, Versorgungsangebote zu optimieren und auszubauen: Eine Diabetesmanagement-App in der Hand des Patienten ist verbunden mit der Diabetesmanagement-Software der behandelnden Ärztin und diese wiederum über eine praxisinterne Plattform mit der ePA. Auch sollten im Bereich der Diabetologie digitale Anwendungen in das entsprechende DMP (Disease-Management-Programm) aufgenommen werden. Ebenso sollten durch das BfArM geprüfte und für die Regelversorgung zugelassene Diabetes-DiGA zukünftig in den DMP berücksichtigt werden. So könnten Betroffene nicht nur zeitgemäß versorgt werden, sondern ihre Versorgung auch deutlich verbessert werden, wie wissenschaftliche Studien nachweisen.1

Neben der mySugr® Diabetesmanagement- und Tagebuch-App sowie der Arztsoftware Accu-Chek Smart Pix® bietet Roche Diabetes Care mit der interoperablen PDM One® Plattform eine digitale Grundstruktur, mit der Diabetes-relevante Daten in strukturierter Form abgebildet werden und begleitet somit Behandelnde entlang der Behandlungspfade. Durch die einfache, regelmäßige Erhebung relevanter Daten wird auf eine messbar hohe Qualität der Therapie hingearbeitet. Mit dem weiteren Ausbau der Telemedizin könnten deshalb Plattformen wie PDM One als Diabetes-spezifische Verbindungselemente z. B. auch zur ePA (elektronische Patientenakte), verstärkt zum Einsatz kommen.

Hin zu mehr Versorgungssteuerung und höherer Versorgungsqualität
Mit der nationalen Diabetesstrategie und einem klaren Rahmen für die Bereitstellung digitaler Gesundheitsanwendungen stehen wir nun am Beginn einer zielgerichteten Entwicklung hin zu mehr Versorgungssteuerung und höherer Versorgungsqualität. Diesen Prozess wollen wir konstruktiv begleiten. Hierzu dient beispielsweise auch unsere Teilnahme mit unserer Diabetesmanagement- und Tagebuch-App mySugr an der Initiative „Zukunftsregion Digitale Gesundheit“ des Bundesgesundheitsministeriums, für die wir uns qualifizieren konnten. Im Rahmen dieser Initiative sollen digitale Versorgungsangebote in der Praxis erfahrbar und sichtbar gemacht werden. Die mySugr App wird dabei von Ärzten in der Testregion Berlin bei der Behandlung von Menschen mit Diabetes eingesetzt. Das Projekt startete am 1. Juli 2020 mit einer Laufzeit von einem Jahr. In diesem Zeitraum werden regelmäßige Arzt- und Patientenbefragungen durchgeführt, um Erkenntnisse über den Einsatz im Versorgungsalltag zu sammeln und die Akzeptanz und Anwendbarkeit für beide Seiten zu testen.

Referenzen

1. Chiu, C., Yu, Y., Du, Y., Yang, Y., Chen, J., Wong, L., Tanasugarn, C. (2019). Comparing social and communication apps, telephone, and usual care for diabetes self-management: A three arm quasi-experimental evaluation study (Preprint) JMIR mHealth and uHealth 8(6), e14024. https://dx.doi.org/10.2196/14024

 

Noch nie stand das Gesundheitswesen so stark im Fokus wie in diesen Wochen. Die Corona-Pandemie überschattet in diesen Tagen alles und es ist davon auszugehen, dass uns die Folgen der Covid-19-Pandemie auch in den nächsten Jahren noch begleiten werden. Gerade in diesen ersten Monaten der Pandemie helfen uns aktuelle Forschungen beim Verständnis von Covid-19 und zeigen auf, worauf es insbesondere zu achten gilt. So deuten etwa Daten einer Analyse des National Health Service (NHS) aus Großbritannien an, dass bei Diabetes das Risiko für schwere Covid-19-Verläufe deutlich erhöht sein könnte.1 Eine weitere französische Studie weist ebenfalls auf die besondere Gefährdung von Menschen mit Diabetes hin.2

Zugleich schärft die aktuelle Lage auch den Blick auf die Digitalisierung des Gesundheitswesens, auf aktuelle Hürden und neue Potenziale. Es gilt jetzt, wichtige Weichen zur Versorgung von Patienten, insbesondere auch in Pandemie-Zeiten, zu stellen und dabei die Möglichkeiten der Digitalisierung im Gesundheitswesen deutlicher als bisher mit einzubinden.

Wir müssen die Möglichkeiten der Fernbehandlung stärker nutzen
In seiner Kommunikation vom 27. April 2020 hat der Virchowbund, Verband der niedergelassenen Ärzte, vor den Folgen ausbleibender Behandlungen und Kontrollen gemahnt – insbesondere für Patienten mit chronischen Erkrankungen. Verschleppte Krankheiten und entfallene Vorsorgeuntersuchungen bergen die Gefahr schwerwiegender Folgen. Diese in der Zwischenzeit von verschiedenen Ärzte- und Patientenvertretern geäußerte Besorgnis teilen wir insbesondere auch mit Blick auf die betroffenen Diabetes-Patienten. Sie sind in diesen Tagen sowohl durch ihre eigene Erkrankung und die Folgeschäden einer nicht adäquaten Behandlung als auch durch die potenziellen Folgen einer Covid-19-Erkrankung im Besonderen gefährdet.

Aus Furcht vor einer möglichen Ansteckung verschieben Patienten gegenwärtig oft vereinbarte Termine in der Praxis und suchen auch bei Beschwerden nicht oder erst spät den Kontakt zu ihrem Arzt. Damit fällt der gerade jetzt so wichtige persönliche Austausch mit dem Diabetes-Team weg. Denn neben dem klassischen Therapiegespräch können Behandler auch hilfreiche Orientierung für den Alltag in Corona-Zeiten bieten. Der Schutz von Hochrisikopatienten durch reduzierte soziale Kontakte, Hilfe bei Einkäufen oder beim Apothekengang darf nicht zulasten einer guten Kontrolle des Blutzuckers gehen. Ein Austausch via Telefon oder Video, gestützt durch eine übersichtliche Zusammenstellung von Glukosedaten aus einer App, kann hier eine ortsunabhängige Lösung bieten. So leisten regelmäßige telemedizinische Kontrollen des Blutzuckerspiegels mit den damit verbundenen Beratungsgesprächen einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung von Diabetes-Patienten. Ergänzt durch die Daten aus der App können Behandler so Hinweise zur Blutzuckereinstellung geben und vor dem Hintergrund bekannter Komorbiditäten, wie z. B. Herz-Kreislauf-Beschwerden, entsprechende Maßnahmen anstoßen, um das Risiko schwerwiegender Folgen zu verringern.

Nutzungsvergütung für Softwarelösungen für Leistungserbringende als nächster Schritt
Die Initiativen rund um das Digitale-Versorgung-Gesetz geben vor diesem Hintergrund wichtige – und aus unserer Sicht richtige – Impulse, um die Akzeptanz von digitalen Versorgungsangeboten in der Hand der Patienten zu erhöhen. Damit einhergehend sollte nun auch eine zeitnahe Aufnahme digitaler Versorgungsangebote in die Regelversorgung erfolgen, um Leistungserbringenden eine adäquate Vergütung zu bieten.

Behandler empfinden die Auswertung von Daten, zum Beispiel aus Glukosemessgeräten, aktuell oft noch als Zusatzaufwand. Dies hat vielfach zur Folge, dass für die individuelle Therapieentscheidung nur auf analoge Diabetestagebücher zurückgegriffen wird, deren Datenqualität und -vollständigkeit von Fall zu Fall erheblich schwanken kann.

Durch die Nutzungsvergütung von Softwarelösungen würde in den Praxen der nächste Schritt zu einer digitalen und damit bestmöglichen Versorgung unterstützt. Bei der Ausgestaltung zukünftiger Gesetzesvorhaben und Rechtsverordnungen sollten digitale Lösungen, die in der Anwendung durch Behandelnde zu einem nachgewiesenen Nutzen wie z. B. einer Verbesserung der Therapieadhärenz oder zu Effizienzsteigerung von Versorgungsprozessen führen, dementsprechend Beachtung finden.

Hilfestellungen für die Umsetzung in den Arztpraxen
Die aktuelle Situation fordert Behandlern und ihren Teams viel ab: Neben der Einhaltung der Hygienevorschriften und Vergütungseinbußen sollen sie im laufenden Betrieb die Herausforderungen der dringlichen Digitalisierung mit ihren Datenschutzvorgaben und den Anpassungen der Praxisprozesse bewältigen. Die Einführung und Anwendung digitaler Lösungen sowie der Umgang mit dabei auftretenden Problemen muss dabei “on the job” erfolgen. Dieses Zusammenspiel aus Herausforderungen kann Praxen schnell an ihre Grenzen bringen – und erfordert deshalb eine aktive Unterstützung, um die digitalen Ansätze erfolgreich zu implementieren. Wir freuen uns sehr, am Pilotprojekt Zukunft Digitale Gesundheitsversorgung teilnehmen zu dürfen, das zum 01.07.2020 in Berlin startet und für die Dauer von 12 Monaten die Anwendung von Diabetes-Apps in ausgewählten Berliner Diabetespraxen begleitet und evaluiert. Hieraus werden sich sicherlich konkrete Hebel für die aktive Unterstützung der Praxen ergeben.

Wir würden uns freuen, diese Überlegungen und unsere Erfahrungen, insbesondere auch aus den letzten Wochen, im persönlichen Austausch zu vertiefen. Lassen Sie uns gemeinsam Lösungswege skizzieren, wie wir in unserem Gesundheitswesen das Potenzial digitaler Anwendungen voll ausschöpfen können. Wir sehen die sich rasant verändernden Vorzeichen während der Covid-19-Pandemie als Chance zur weiteren Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Diabetes.

Referenzen

1. National Health System, online unter: https://www.england.nhs.uk/publication/type-1-and-type-2-diabetes-and-covid-19-related-mortality-in-england/
2. Cariou, B., Hadjadj, S., Wargny, M. et al., Diabetologia (2020) https://doi.org/10.1007/s00125-020-05180-x

 

Bereits heute werden in der Diabetologie digitale Gesundheitsanwendungen sowohl im Praxisalltag von Behandelnden als auch im persönlichen Therapiealltag der Patientinnen und Patienten vielfach genutzt. Durch das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) besteht nun erstmals die Möglichkeit, digitale Anwendungen als festen Teil des Therapieprozesses zu etablieren. Diesen Prozess möchten wir als Unternehmen aktiv mitgestalten und gemeinsam mit Ihnen vorantreiben.

Ausweitung der Erstattungsfähigkeit auf Medizinprodukte höherer Risikoklassen
Um den bestmöglichen Patientennutzen durch digitale Gesundheitsanwendungen zu gewährleisten, sollten aus unserer Sicht neben Medizinprodukten der Risikoklasse I in Zukunft auch Medizinprodukte höherer Risikoklassen in die Erstattung aufgenommen werden. Denn im aktuellen DVG sind bereits etablierte Kombinationsanwendungen nicht mitgedacht, die über ein integriertes zusätzliches Modul mit einer höheren Risikoklasse verfügen. Wir brauchen einen Handlungsrahmen, welcher die Nutzung des Fast-Track Verfahrens auch für ebensolche Kombinationsanwendungen ermöglicht, die ein zusätzliches Modul einer höheren Risikoklasse beinhalten. Auch durch die Umsetzung der neuen europäischen Medical Device Regulation (MDR) ist bereits jetzt für einen hohen Prozentsatz digitaler Gesundheitsanwendungen davon auszugehen, dass diese in eine höhere Risikoklasse als bisher eingestuft werden und somit aus der Erstattungsfähigkeit gemäß DVG fallen werden.

Praxisbeispiel mySugr Bolusrechner
mySugr ist mit mehr als zwei Millionen Nutzerinnen und Nutzern weltweit eine der beliebtesten Diabetes-Apps. Die Nutzung der App soll Patientinnen und Patienten darin bestärken, Einflüsse auf ihre Blutzuckereinstellung und Zusammenhänge in der Therapieroutine zu erkennen und darauf zu reagieren. Die Anwendung von mySugr zum Therapiemanagement und der daraus resultierende therapeutische Nutzen bringen sowohl für Patientinnen und Patienten als auch Behandelnde positive Effekte.1 Besonders der integrierte Bolusrechner soll dabei helfen, die individuelle Blutzuckereinstellung zu verbessern. Auf Basis der erfassten Werte wird eine Empfehlung zur Insulindosierung abgegeben. Die Insulinabgabe kann anschließend direkt in der App dokumentiert werden. Da der mySugr Bolusrechner als Medizinprodukt der Klasse II b klassifiziert ist, wird er über das beschlossene DVG keinen Einzug in die Regelversorgung finden können.

Evaluierung des Nutzens digitaler Gesundheitsanwendungen über Real-World-Daten
Bei der Evaluierung des Nutzens digitaler Gesundheitsanwendungen sollte berücksichtigt werden, dass sich im Bereich der pharmakologischen Zulassungsverfahren zunehmend die Perspektive durchsetzt, dass randomisierte, kontrollierte Studien ein unvollständiges Abbild der Versorgungsrealität darstellen. Randomisierte, kontrollierte Studien sind dazu geeignet, valide Kausalitäten zwischen einer Intervention und ihrem Effekt herzustellen. Real-World-Daten (RWD) werden als potenzielle Quellen gesehen, um Einblicke darüber zu erhalten, wie zertifizierte Medizinprodukte und zugelassene Medikamente die Outcomes von Patienten in der realen Versorgung beeinflussen. Die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) diskutiert deshalb intensiv, wie RWD zukünftig bei der Lösung komplexer Fragestellungen integriert werden können. Für den Bereich der Diabetologie wurde kürzlich ein gemeinsames Positionspapier der europäischen und amerikanischen Fachgesellschaft zum Thema „Nutzennachweis bei digitalen Gesundheitsanwendungen“ veröffentlicht.2 Wir halten eine Würdigung der Inhalte dieses Positionspapiers insbesondere bei der Ausgestaltung des Verfahrens für die Nutzenbewertung digitaler Gesundheitsanwendungen für wichtig und sinnvoll.

Referenzen

1. Debong F, Mayer H, and Kober J. Diabetes Technology & Therapeutics, June 2019. http://doi.org/10.1089/dia.2019.0019f
2. Fleming, G.A., Petrie, J.R., Bergenstal, R.M. et al. Diabetologia (2019). https://doi.org/10.1007/s00125-019-05034-1

 

Das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) ist ein weiterer wichtiger Schritt hin zu einer zukunftsorientierten Gesundheitspolitik. Auch wenn die Regelungen zur elektronischen Patientenakte (ePA) in einem eigenen Gesetz abgehandelt werden, könnte insbesondere der im DVG festgeschriebene „Leistungsanspruch auf digitale Gesundheitsanwendungen“ Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus einen konkreten Nutzen bringen. Als Unternehmen und Vorreiter in der digitalen Diabetesversorgung begrüßt Roche Diabetes Care das DVG ausdrücklich als Meilenstein auf dem Weg in ein digitalisiertes Gesundheitswesen in Deutschland und möchte diesen Weg aktiv mitgestalten.

Kontinuierliche Weiterentwicklung der gesetzlichen Rahmenbedingungen
Die breite Debatte sowohl vor als auch nach der Verabschiedung des DVG durch das Bundeskabinett zeigt jedoch, dass weiterer Handlungsbedarf besteht. Umso wichtiger ist es deshalb, dass das Gesetz als wichtiger Startschuss verstanden wird. Dabei kann nur über eine kontinuierliche Weiterentwicklung und Ausgestaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen die Zukunftsfähigkeit des Gesundheitswesens sichergestellt werden. Unseres Erachtens zählen zu den aktuellen Herausforderungen, die zeitnah angegangen werden sollten, folgende Bereiche:

    • Telemedizin muss fester Bestandteil der Versorgungslandschaft werden
      Wenn telemedizinische Leistungen ein fester Bestandteil der Versorgungslandschaft werden sollen, muss die ärztliche Abrechenbarkeit spezifischer Leistungen ausgebaut werden. Hier werden durch das DVG weitere Schritte unternommen, die es zeitnah auszubauen gilt, um die angestoßenen Entwicklungen zu unterstützen und voranzutreiben. Gerade im Bereich Diabetes bietet es sich an, Verfahren wie die Online-Sprechstunde in den Leistungskatalog mit aufzunehmen.
       
    • Schaffung und Überprüfung der Evidenz telemedizinischer Lösungen
      Vor dem Hintergrund des zunehmenden Einsatzes telemedizinischer Lösungen ist die Schaffung und Überprüfung der Evidenz einer entsprechenden Behandlung von besonderer Bedeutung. Wir brauchen allgemeinverbindliche Standards, wie die Wirksamkeit von telemedizinischen Anwendungen belegt und ein hohes Qualitätsniveau fortlaufend gesichert werden kann. Klassische Verfahren aus dem Arzneimittelbereich greifen zu kurz und müssen adaptiert werden. So sollten etwa Ergebnisse der Versorgungsforschung stärker in der Bewertung berücksichtigt und anerkannt werden.
       
    • Bewertung von digitalen Gesundheitsanwendungen durch Real-World-Evaluierungsverfahren
      Roche Diabetes Care befürwortet hohe Standards bei der Aufnahme digitaler Gesundheitsanwendungen in das Leistungsverzeichnis nach § 139e (SGB V). Allerdings müssen bei der Regulierung und Bewertung von digitalen Gesundheitsanwendungen auch die praktischen Herausforderungen für die Anbieter mit im Blick behalten werden. Dies gilt auch für das im DVG verankerte geplante Bewertungsverfahren für digitale Gesundheitsanwendungen beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). So muss beispielsweise sichergestellt werden, dass ein technisches Update an einer medizinischen App nicht ein erneutes Durchlaufen des gesamten Zulassungsprozesses bedeuten darf. Auch die Zeithorizonte der technisch schnelllebigen Entwicklungen müssen im Bewertungsprozess mitberücksichtigt werden. Wir setzen uns darum für methodisch valide und aussagekräftige Real-World-Evaluierungsverfahren ein, die einer randomisierten kontrollierte Studie-Studie (RCT) in ihrer Aussagekraft in nichts nachstehen.
       
    • Frühzeitige Veröffentlichung der Standards für die Umsetzung und Evaluierung von Pilotprojekten
      Im DVG ist festgehalten, dass ein Verfahren geschaffen werden soll, mit dem nachweislich erfolgreiche Versorgungsansätze aus Vorhaben des Innovationsfonds in die Regelversorgung überführt werden. Ein ähnliches Verfahren sollte auch für Pilotprojekte außerhalb des Innovationsfonds entwickelt werden. Denn auch hier werden oft Potentiale aufgezeigt, wie durch eHealth-Anwendungen Patientinnen und Patienten unterstützt, die ärztliche Versorgung gestärkt und das Gesundheitssystem perspektivisch entlastet werden kann. Zielgerichtete Investitionen müssen sich allerdings auch an ihren Ergebnissen messen lassen. Um es uns Herstellern zu ermöglichen, dem Anspruch auf taugliche Evaluierungskonzepte schon bei der Einreichung des Zulassungsantrags gerecht werden zu können, setzen wir uns darüber hinaus für eine frühzeitige Veröffentlichung der Kriterien für die Zulassung und die Nutzenbewertung ein.
       
    • Vereinbarkeit von realistischen Rahmenbedingungen und hohen Datensicherheitsstandards
      Insgesamt gehört die Einhaltung hoher Datensicherheitsstandards zu den Grundvoraussetzungen für alle digitalen Anwendungen, die Daten ihrer Nutzer erfassen. Der Datenschutz ist ein äußerst hohes Gut, allerdings schließen sich Datenschutz und -sicherheit und die Digitalisierung des Gesundheitswesens nicht aus, sondern gehen Hand in Hand. Hier müssen in die Zukunft weisende und zugleich verlässliche Lösungen etabliert werden. Gleichzeitig müssen aber auch realistische Rahmenbedingungen z. B. beim Inverkehrbringen der digitalen Gesundheitsleistungen berücksichtigt werden. So sehen wir den im Gesetz geforderten Direktvertrieb von digitalen Gesundheitsleistungen an Appstores vorbei als wenig praktikabel, obgleich der zugrundeliegende Datenschutzgedanke nachvollziehbar ist. Hier stehen wir zur Erarbeitung entsprechender Verfahren (z. B. über Vouchersysteme) gerne zur Verfügung.
       
  • Auf und Ausbau der elektronischen Patientenakte
    Gemäß dem Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) müssen Krankenkassen ab dem 1. Januar 2021 ihren Versicherten eine elektronische Patientenakte (ePA) anbieten. Mit Blick auf den Patientennutzen ist ein zügiger und gezielter Auf- und Ausbau des elektronischen Patientenfachs unerlässlich, um die Möglichkeiten der ePA auch im Praxisalltag für alle Versicherten ausschöpfen zu können. Hierbei sollte sichergestellt werden, dass es zu einem engen Austausch zwischen allen involvierten Akteuren kommt, damit diese frühzeitig und zielführend eingebunden werden können. Auch sollte perspektivisch sichergestellt werden, dass zugelassene Medizinprodukte (im Fall Diabetes mellitus z.B. Blutzuckermesssysteme) über entsprechende interoperable Schnittstellen verfügen. Nur so kann sichergestellt werden, dass routinemäßig erhobene Daten zur Therapieoptimierung anwenderfreundlich übertragen und ausgewertet werden können.

 

Das Digitale Versorgungsgesetz (DVG) wird voraussichtlich bis Jahresende verabschiedet. Die im Rahmen des Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG) beschlossene Mehrheit des Bundes an der gematik erhöht damit den Druck auf alle Beteiligten, die Digitalisierung des deutschen Gesundheitssystems zügig voranzutreiben. In diesem Zusammenhang hat Roche Diabetes Care Deutschland Anfang März zum interdisziplinären Zukunftsworkshop #MORGEN 4 nach Berlin eingeladen. Experten aus der Diabetologie, Vertreter der Digitalindustrie und Gesundheitspolitiker diskutierten über die Chancen Digitalisierung verbessert Qualitätsmessung in der Diabetologie.

Das etablierte Diabetes Disease-Management-Programm (DMP) ist ein wichtiges Element der Behandlungsqualität in Deutschland, waren sich die Teilnehmer von #MORGEN 4 einig. Das Programm bildet eine solide Ausgangsbasis für eine Weiterentwicklung von Qualitätsindikatoren in der Diabetestherapie. Schon heute sind 4,5 Millionen Patientinnen und Patienten eingeschrieben und sichtbare Verbesserungen in der Therapie nachweisbar. Allerdings ist die Erhebung der Daten mit hohem bürokratischem Aufwand verbunden. Außerdem werden sie kaum zur Ableitung entsprechender Optimierungsmaßnahmen genutzt. Denn das starre DMP-System bietet nur wenige Anreize für eine Verbesserung der Behandlungsqualität. Die Digitalisierung hingegen kann die Möglichkeiten zur Qualitätsmessung weiter verbessern. Notwendig ist dafür der politische Umsetzungswille, um Qualitätsmerkmale stärker als Therapiegrundlage zu verankern. Für die Akzeptanz dieses Ansatzes bei allen beteiligen Akteuren ist es wichtig, dass die zugrunde gelegten Qualitätskriterien gemeinschaftlich festgelegt und jährlich angepasst werden.

Lars Kalfhaus beim Zukunftsworkshop #Morgen 3

Zukunftsworkshop #Morgen 4 in Berlin

Was schon heute digital möglich ist

Während des Workshops wurde anhand von verschiedenen Beispielen der Mehrwert von Big Data-Anwendungen vorgestellt. Ausgangspunkt für die Betrachtung waren folgende Fragen:

  • Wie werden die Daten generiert?
  • Welche Daten werden benötigt?
  • Welche Qualität müssen die Daten aufweisen?
  • Welche Datenschutzvorgaben müssen beachtet werden?
  • Wie kann der Datenlebenszyklus gemanagt werden?

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass durch die Aufbereitung und Verknüpfung von Daten unterschiedlicher Quellen wertvolle Services für den Nutzer möglich sind. So können bereits bloße Datentransparenz und einfache Verknüpfungen von Daten erste wichtige Ansatzpunkte für Qualitätsverbesserungen und Kosteneinsparungen aufzeigen. Einen zusätzlichen Nutzen generieren Algorithmen der Künstlichen Intelligenz (KI), welche auch die Muster komplexer, sektorenübergreifend gepoolter, Datenstrukturen erkennen und auswerten können.

Die von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) angestrebte elektronische Diabetesakte (eDA) ist geeignet, den digitalen Transformationsprozess aus medizinischer Sicht aktiv mitzugestalten. Sie ist Teil der bis 2020 geplanten elektronischen Patientenakte (ePA). Dabei soll die eDA als leitlinienbasiertes, qualitätsorientiertes und interoperables Tool die Funktionen eines in Echtzeit befüllten Diabetesregisters übernehmen. Damit wird sie eine wertvolle Datengrundlage für Forschung, Präventionsmaßnahmen und eine bedarfsorientierte Gesundheitspolitik. Perspektivisch lassen sich so Behandlungs- und Präventionserfolge sichtbar machen, die auch eine Veränderung der Leistungserbringer-Vergütung ermöglichen – im Sinne eines „Pay for Performance (P4P)-Ansatzes“. Da dies laut der WorkshopTeilnehmer zwar ein erstrebenswerter, aber kein einfacher Weg sei, müsse zunächst weiter intensiv über die Definition von Qualitätsindikatoren und deren Erhebung diskutiert werden.

DSGVO-Zweckbindung verhindert breite Auswertung von Big Data

Aus juristischer Perspektive stellte man bei #MORGEN 4 klar, dass eine breite Auswertung (mit wechselnden Zielsetzungen) von Big Data-Anwendungen gegenwärtig unmöglich ist. Grund dafür ist die in der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vorgeschriebene Zweckbindung der erhobenen Daten. Ebenso fehlen momentan klare gesetzliche Regelungen zur Anonymisierung von Daten. Dies schafft Unsicherheit und verhindert, dass aktuell bestehende Daten ausgewertet werden. So bleibt das Potential für die Verbesserung der Versorgungsqualität ungenutzt – nicht nur in der Diabetologie. Laut der Experten sei darüber hinaus eine unabhängige, gegebenenfalls staatliche Stelle nötig, um die Pseudonymisierung von Big Data zu gewährleisten.

Den digitalen Transformationsprozess gemeinsam aktiv gestalten

#MORGEN 4 machte deutlich, dass bestehende Qualitätsindikatoren auf digitaler Ebene weiterentwickelt werden müssen, um die Qualität in der Diabetesversorgung weiter zu verbessern. Entscheidend sind dabei die sinnvolle Verknüpfung und Auswertung von Daten aus unterschiedlichen Datenquellen. Hierfür bedarf es rechtlicher Rahmenbedingungen, die für alle beteiligten Akteure transparent sein müssen. Wir freuen uns schon jetzt auf Ihre Fragen, Anmerkungen und Ideen dazu, wie wir dieses Ziel gemeinsam erreichen können.

 

Die Debattenbeiträge der vergangenen Monate rund um die Digitalisierung des Gesundheitswesens zeigen deutlich den Gestaltungswillen aller Beteiligten. Der gesundheitspolitische Diskurs zur Ausgestaltung einer Digitalisierungsstrategie für das deutsche Gesundheitssystem wird flankiert von zahlreichen Veröffentlichungen von Seiten der Wirtschaft (McKinsey 2018i, Roland Berger 2018ii, PwC 2018iii), Leistungsträgern (TK 2018iv, DAK 2019v) und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren (Bertelsmann Stiftung 2018vi). Schwerpunktsetzungen und methodisches Vorgehen der Analysen waren divers, allerdings lassen sich grob drei Handlungsfelder herauskristallisieren, die für die erfolgreiche Digitalisierung des deutschen Gesundheitssystems zügig angegangen werden müssen und die wir als Roche Diabetes Care ebenfalls als prioritär erachten:

  • Der rasche und konsequente Ausbau der Telematikinfrastruktur und damit verbunden die Einführung der elektronischen Patientenakte als Kernstück einer vernetzten und integrierten Versorgung, i, ii, iii, iv, v, vi
  • ein eindeutiger rechtlicher Rahmen für die Nutzung digitaler Gesundheitsanwendungen für alle beteiligten Akteurei, ii, iii, iv, v, vi
  • sowie die Überführung von erfolgreichen Pilotprojekten in die Regelversorgung.ii, ii, iv, vi
Die Digitalisierung muss im Behandlungsalltag ankommen

Die Indikation Diabetes ist besonders geeignet, die Wege in ein digitales Gesundheitssystem zu ebnen: Denn Patienten und Ärzte sind dort schon seit vielen Jahren vertraut mit technologischen Instrumenten, die sie beim Management des Blutzuckers unterstützen. Auch die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) treibt dieses Thema als zuständige medizinische Fachgesellschaft voran, u. a. mit der Forderung gehört zu werden, wenn es darum geht, welche diabetesbezogenen Daten in Zukunft in der elektronischen Patientenakte gespeichert werden sollen.1

Schon heute verwenden viele Menschen mit Diabetes Apps, um ihr Diabetes-Tagebuch zu führen und stets alle für den Behandlungsalltag nötigen Indikatoren im Blick zu behalten. Mit der Einführung der elektronischen Patientenakte könnten diese Daten über eine Schnittstelle automatisch in die Akte übermittelt werden. Der behandelnde Arzt hätte so die Möglichkeit bei routinemäßigen Kontrollterminen, die dann z. B. auch über eine Videosprechstunde stattfinden könnten, gemeinsam mit dem Patienten alle Werte und Auffälligkeiten zu besprechen und gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Mit der routinemäßigen und flächendeckenden Erfassung relevanter Daten könnte auch die Einführung eines Nationalen Diabetesregisters umgesetzt werden, mit dessen Hilfe beispielsweise ausgewertet werden könnte, wie effektiv Therapieregime sind und welche Wirkung Präventionsmaßnahmen haben. All dies muss in einem rechtssicheren Rahmen geschehen.

Unser Engagement für ein digitales Diabetesmanagement

Als Unternehmen beschäftigen wir uns fortlaufend damit, wie Diabetiker ihren Alltag in der Regelversorgung bestmöglich gestalten können und wie dieser zukünftig aussehen könnte. Mit der mySugr App stellen wir beispielsweise ein Medizinprodukt der Klasse I zur Verfügung, das Menschen mit Diabetes dabei hilft, die täglichen Hürden und Probleme im Therapiealltag zu minimieren. Zudem konnten wir mit unserem PDM ProValue-Studienprogramm demonstrieren, wie bereits heutzutage eine qualitativ hochwertige, digitale Diabetes-Versorgung aussehen kann. Vor diesem Hintergrund würden wir uns einen Rahmen wünschen, der die Überführung erfolgreicher Pilotprojekte in die Regelversorgung erleichtert beziehungsweise einen Spielraum eröffnet, um abseits etablierter Muster auch neue Wege in der Gesundheitsversorgung beschreiten zu können.

Ziel all unserer Initiativen und Anwendungen ist dabei stets die Behandlungsqualität zu steigern und somit einen echten Mehrwert für Menschen mit Diabetes zu schaffen. Dabei möchten wir uns als Roche Diabetes Care konstruktiv mit unserem Wissen und Erfahrungen an der Gestaltung der digitalen Zukunft des Gesundheitssystems beteiligen und freuen uns auch in diesem Jahr auf den offenen Austausch mit Ihnen.

1Diabetes-Technologien, E-Patientenakte & Co.: Wie der digitale Wandel Menschen mit Diabetes hilft
iDigitalisierung im Gesundheitswesen: die Chancen für Deutschland
iiDigitalisierung der Gesundheitswirtschaft in Deutschland
iiiWeiterentwicklung der eHealth-Strategie
iv#SmarthHealth-Studie
vWas Ärzte über die Digitalisierung des Gesundheitswesens denken
vi#SmartHealthSystems

 

Nach dem Ende der parlamentarischen Sommerpause nimmt die politische Diskussion um die Digitalisierung des Gesundheitswesens wieder rasant an Fahrt auf. Für breites Aufsehen sorgte zuletzt die McKinsey-Studie „Digitalisierung im Gesundheitswesen: die Chancen für Deutschland“1. Auf Basis von mehr als 500 internationalen Forschungsdokumenten wurde mit dem Kooperationspartner Bundesverband Managed Care e.V. (BMC) das Verbesserungspotenzial von 26 digitalen Gesundheitstechnologien analysiert und in Experteninterviews überprüft. Digitalisierung im Gesundheitswesen: Die Chancen für Deutschland

Quelle: Digital McKinsey: Digitalisierung im Gesundheitswesen: die Chancen für Deutschland, S. 3, Abbildung 1 (Kurzform)

Digitale Technologien senken Gesundheits- und Versorgungskosten

Die Studie zeigt, dass im Jahr 2018 bis zu 34 Mrd. Euro hätten eingespart werden können, wenn das deutsche Gesundheitswesen schon digitalisiert arbeiten würde. Das entspricht rund 12 Prozent des tatsächlichen diesjährigen Gesamtaufwands von hochgerechnet etwa 290 Mrd. Euro. Auch ein Blick in die Details lohnt sich. So wird deutlich, dass durch die Digitalisierung auf Seiten der Leistungserbringer und der Prozesse enorme Hebel zur Kostenreduktion bestehen, und zwar in deutlich höherem Maße, als dies etwa bei der Patientenselbstbehandlung der Fall ist. Doch digitale Lösungen senken nicht nur die Kosten, sie können passende Lösungen für drängende Herausforderungen unserer Gesellschaft sein. So können etwa Teleberatungen den Personalmangel insbesondere in ländlichen Regionen abmildern – auch darauf weist die Studie hin.

PDM-ProValue-Studie belegt Wirksamkeit standardisierter digitaler Behandlungsprozesse

In der Diabetesversorgung ist es die Interaktion zwischen dem behandelnden Arzt und dem Patienten, die den Kern eines qualitativ hochwertigen und zielorientierten Behandlungsprozesses ausmacht. Hier bietet die Digitalisierung große Potentiale für entscheidende Fortschritte. Die Wirksamkeit eines integrierten Personalisierten Diabetesmanagements (iPDM) unter Zuhilfenahme digitaler Systeme wurde nun im PDM-ProValue-Studienprogramm erstmals unter RCT-Bedingungen, also im Rahmen einer randomisierten, kontrollierten Studie nachgewiesen. Die Ergebnisse der im Oktober in Diabetes Research and Clinical Practice2 vollpublizierten Studie zeigen, dass strukturierte Prozesse in Verbindung mit digitalen Tools signifikant zur Verbesserung der Therapieergebnisse bei insulinbehandelten Typ-2-Diabetikern beitragen können.

PDM-ProValue-Studie belegt Wirksamkeit
 

Diese positiven Ergebnisse regen dazu an, neu über die Standardisierung von Behandlungsprozessen im Bereich Diabetes nachzudenken und die Bedeutung digitaler, strukturierter Prozesse entsprechend zu berücksichtigen. Diese sollten nicht nur Eingang in die entsprechenden medizinischen Leitlinien finden, sondern können auch in der politischen Diskussion neue Perspektiven eröffnen.

eHealth-Gesetz II als Digitalisierungsimpuls

Mit dem bis zum Jahresende im Bundesministerium für Gesundheit auszuarbeitenden „eHealth-Gesetz II“ werden hohe Erwartungen verknüpft. Denn die aktuellen Beiträge zeigen nicht nur den ökonomischen Nutzen durch die Digitalisierung auf, sondern vor allem auch, wie die Qualität in der Versorgung in der Breite verbessert werden könnte. Hierfür braucht es die passenden Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, dieses Potential zu heben. Dazu gehören neben Fragen rund um das Etablieren und den Nutzen digitaler Versorgungs- und Behandlungsmöglichkeiten, dem Umgang mit Gesundheitsdaten auch Fragen bezüglich der Vergütung entsprechender Leistungen.

Die Notwendigkeit neue Impulse im deutschen Gesundheitswesen zu setzen und an dessen Gestaltung aktiv mitzuwirken ist Aufgabe alle beteiligten Akteure. Als Roche Diabetes Care möchten wir uns konstruktiv an dieser Zukunftsaufgabe beteiligen und freuen uns auf den offenen Austausch zu diesen Themen.

1 Digital McKinsey: Digitalisierung im Gesundheitswesen: die Chancen für Deutschland, Oktober 2018.
2 Publiziert in Diabetes Research and Clinical Practice, October 2018, Volume 144, Seiten 200–212.

 

Am 28. Juni 2018 lud Roche Diabetes Care Deutschland unter der Schirmherrschaft von Herrn Dietrich Monstadt, MdB, zum Parlamentarischen Frühstück. Die neue Bundesregierung hat ihre Arbeit aufgenommen und mit dem Koalitionsvertrag die gesundheitspolitischen Leitlinien für die nächsten Jahre skizziert. Passend hierzu bot das Parlamentarische Frühstück den Rahmen, um die Möglichkeiten, Stärken und Vorteile eines digitalen personalisierten Diabetes Managements und neue Optionen in der Diabetes-Prävention mit ausgewiesenen Fachexperten gemeinsam zu erörtern.

Diabetes-Prävention und -Versorgung gezielt weiterentwickeln

Gerade durch die Dimension als Volkskrankheit stellt der Diabetes immense Herausforderungen für unsere Gesellschaft und unser Gesundheitssystem dar. Diesen können digitale Prozesse im Gesundheitswesen wirksam begegnen. In der Diskussion wurde deutlich, dass Diabetologen, Fachgesellschaft, Patientenvertreter, Krankenkassen und beteiligte Unternehmen aktiv die digitale Transformation angehen müssen. Zugleich ist das Gesundheitssystem aber in einigen wichtigen Punkten auf Konzepte und Entscheidungen der Politik angewiesen.

Roche Diabetes Care Deutschland beschäftigt sich beispielsweise seit Jahren intensiv mit den Möglichkeiten, die mit der Digitalisierung einhergehen. Durch aktuelle Projekte und Studien, wie dem Accu-Chek View Projekt oder dem PDM-ProValue-Studienprogramm, loten wir bereits heute aus, welche Wege eine digitale Diabetes-Prävention gehen kann. Dabei zeigt sich eindrücklich, welches Potenzial gerade digitale Coaching-Programme haben. Als Bestandteil einer nationalen Diabetesstrategie oder auch einer Neuauflage des eHealth-Gesetzes könnten sie Bestandteil einer Antwort sein, wie dem „Diabetes-Tsunami“ zu begegnen ist. Um allerdings ein digitales Coaching umzusetzen, bedarf es wiederum geeigneter Fachkräfte, die solche Angebote anbieten und dafür auch entsprechend vergütet werden. Hierbei gilt es dann die Frage zu beantworten, wer letztendlich etwa solch ein Coaching durchführen kann, z.B. Hausärzte, Diabetesberater oder auch Apotheker. Zudem sollte in diesem Zusammenhang auch thematisiert werden, was bei solch einem Coaching potenziell umsetzbar wäre und welche Anreize dafür gesetzt werden müssten.

Teilnehmer der Podiumsdiskussion beim Parlamentarischen Frühstück von Roche Diabetes Care am 28. Juni

Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion beim Parlamentarischen Frühstück von Roche Diabetes Care am 28. Juni von links nach rechts: Prof. Dr. Volker Möws (Techniker Krankenkasse Berlin), Lars Kalfhaus (Roche Diabetes Care Deutschland GmbH), Dietrich Monstadt (MdB), Dr. Jörg Simon (Diabetologe, Fulda).
Foto: Christian Kruppa

Durch die Digitalisierung neue Versorgungsstrukturen und -abläufe ermöglichen

Durch das Zusammenspiel aller Akteure im Gesundheitswesen werden so durch die Digitalisierung neue Versorgungsstrukturen und -abläufe möglich und neue Wege in der Patientenversorgung geschaffen, insbesondere im Bereich der Diabetes-Prävention und -Versorgung. Die Digitalisierung kann – und muss – zum Treiber werden, um Ergebnisqualität und Prävention in den Mittelpunkt zu rücken und digitale Behandlungsstandards zu beschreiben, so das Ergebnis der gemeinsamen Diskussion. Denn nur so können messbare Fortschritte erzielt werden, die allen weiterhelfen.

Noch bleiben zudem zu viele Potenziale der Digitalisierung ungenutzt. Denn noch immer stellen nicht vorhandene technische Voraussetzungen wie der nur schleppend voranschreitende Breitbandausbau, insbesondere in ländlichen Regionen, oder die Interoperabilität von Systemen Hürden dar, die es abzubauen gilt. Darüber hinaus müssen die medizinische Forschung und die Datenerhebung und -nutzung stärker miteinander verzahnt werden, um zum Wohle des Patienten die Versorgungsqualität zu erhöhen.

Das Gesundheitssystem gemeinsam weiterentwickeln

Im Laufe der Veranstaltung wurde zudem deutlich, dass auch Hebel wie der Morbi-RSA genutzt werden sollten, um das Gesundheitssystem zu einem qualitätszentrierten System weiterzuentwickeln. Eine Neuausrichtung hin zu einem auf die Gesundheit des Patienten – und nicht dessen Erkrankung – fokussierten System würde aktuell bestehende falsche Anreize aufheben. Schließlich wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Präventionsprogramme wie das vorgestellte momentan nur über Selektivverträge realisiert werden. Um aber bei chronischen Volkskrankheiten wie Diabetes nachhaltig schon in der Prävention Verbesserungen zu erreichen, müssen diese nachweislich wirkungsvollen Programme schnell in die Regelversorgung überführt werden. Hier seien sowohl die Politik mit Blick auf die Rahmensetzung als auch die Selbstverwaltung mit Blick auf die tatsächliche Umsetzung gefordert, so der Tenor der Diskutanten.

 

Während zu Beginn der neuen Legislatur gerade die gesundheitspolitischen Leitlinien für die nächsten Jahre erörtert werden, hat sich auch das von Roche Diabetes Care initiierte Expertenforum #Morgen Ende Januar bereits zum dritten Mal zusammengefunden, um gemeinsam Zukunftsperspektiven für die Diabetesversorgung zu erarbeiten. Experten aus der Diabetologie, der Diabetesberatung, von Krankenkassen, aus der Industrie und Politik sowie aus dem Themenfeld Datenschutz kamen in Berlin zusammen, um sich branchenübergreifend und multiperspektivisch dem Thema: „Vom digitalen Behandlungsstandard zu einer neuen Versorgungsrealität – wird Ergebnisqualität in den Fokus rücken?“ zu widmen. Dabei waren die ersten Ergebnisse des aktuell vorgestellten PDM ProValue Studienprogramms Ausgangspunkt für eine Diskussion zu digitalen Behandlungsstandards und einer Annäherung an den Themenbereich Ergebnisqualität.

PDM ProValue als neuer Impuls zur Weiterentwicklung der Diabetesversorgung

Im PDM ProValue Studienprogramm wurde erstmals die Wirksamkeit eines integrierten Personalisierten Diabetesmanagements (iPDM) unter Zuhilfenahme digitaler Systeme unter RCT-Bedingungen nachgewiesen. Die Ergebnisse zeigen, dass strukturierte Prozesse in Verbindung mit digitalen Tools signifikant zur Verbesserung der Therapieergebnisse bei insulinbehandelten Typ 2 Diabetikern beitragen. Durch den Einsatz einer Datenmanagement-Software – in diesem Fall Accu-Chek Smart Pix – werden die vom Patienten gemessenen Blutzuckerwerte strukturiert aufbereitet und einer systematischen Analyse unterzogen.

Dadurch entsteht eine neue Grundlage für die Behandlungsqualität in der Interaktion zwischen Arzt und Patient.
 

The iterative iPDM process

The iterative iPDM process starts with 1) an initial assessment of the patient status and a demand-oriented education/training. Subsequently, 2) blood glucose (BG) data are collected according to a structured, therapy adapted regimen, followed by 3) electronic documentation and 4) systematic data analysis. In step 5), current treatment is reviewed and adapted individually when indicated and finally 6) the treatment effectiveness is assessed at the patient’s next visit. The process is then run through again.

Hier hilft die Visualisierung der Blutzuckerverläufe ebenso wie die Möglichkeit, weniger auf Einzelereignisse zu schauen, also isolierte Blutzuckerwerte, als vielmehr zu einer Musterbetrachtung des Stoffwechselverlaufs sowie dem Gesamtbild des einzelnen Patienten zu gelangen. Sie ermöglicht auch die Identifikation von Wissenslücken bei den Patienten, so dass im Rahmen der Studie immer dann modular nachgeschult werden konnte, wenn bei der Visite Defizite vermerkt wurden.

Insgesamt wurde durch die intensivere Kommunikation zwischen Arzt und Patient die Behandlungs­zufriedenheit auf beiden Seiten gestärkt. Die gemeinsame Analyse und Bewertung sowie die einvernehmliche Zielvereinbarung zwischen Arzt und Patient verdeutlichen dabei die Bedeutung der Sprechenden Medizin.

HbA1c change from baseline CNL

HbA1c change from baseline CNL: Control, iPDM: integrated personalized diabetes management, LSM: least squares mean, CI: confidence interval

* Heinemann, L et al: Integrated personalized diabetes management (iPDM) in patients with insulin-treated T2DM: Results of the PDM-ProValue study program. Poster at the 11th International Conference on Advanced Technologies & Treatments for Diabetes, 14.-17-2-2018, Vienna, Austria, Poster No. ATTD8-0086

#Morgen setzt Ergebnisqualität als entscheidenden Faktor in den Mittelpunkt

Auf Grundlage der überzeugenden Studienergebnisse diskutierten die Teilnehmer von #Morgen über die notwendigen Konsequenzen für die Diabetesversorgung sowie auch für die Gesundheitsversorgung im Allgemeinen. Die Teilnehmer von #Morgen stimmten darin überein, dass hierbei über eine Weiterentwicklung von Behandlungsstandards nachgedacht werden muss. Die Experten waren sich einig, dass in der Diabetologie die Strukturen zwar gut definiert seien, die Prozesse hingegen nur zum Teil. Die Ergebnisqualität sei zudem auch im internationalen Kontext gesehen noch nicht überall im Detail beschrieben. Hier könnte die Digitalisierung zum Treiber werden, um tatsächlich die Ergebnisqualität in den Mittelpunkt zu rücken und digitale Behandlungsstandards zu beschreiben.

Die Ergebnisse der ProValue-Studie werden nun in den kommenden Monaten im Detail allen Interessierten sowie relevanten Akteuren – auch international – vorgestellt, um so eine vertiefte Diskussion über die Ergebnisqualität in der Diabetesversorgung in Gang zu setzen. Womöglich kann die Diabetologie hierdurch sogar zum Treiber einer Weiterentwicklung des Gesundheitssystems werden, dass die Möglichkeiten der Digitalisierung von Behandlungsprozessen zum Wohle des Patienten umsetzt.

 

Auch zwei Monate nach der Bundestagswahl ist zum Jahresende hin noch nicht absehbar, welche Richtung die zukünftige Gesundheitspolitik einschlagen wird. Fest steht aber, dass die anstehende Legislaturperiode vor allem für die Digitalisierung des deutschen Gesundheitssystems richtungsweisend sein wird.

Die neue Legislatur für neue Impulse nutzen

Roche Diabetes Care Deutschland verbindet deshalb hohe Erwartungen mit der zukünftigen gesundheitspolitischen Agenda und möchte sich wie bisher proaktiv in die Gestaltung der Rahmenbedingungen für die Versorgung von Diabetespatienten einbringen. Dabei liegen vor allem in der Digitalisierung der Diabetologie große Chancen, die Diabetesversorgung in Deutschland maßgeblich weiterzuentwickeln. Sie ermöglicht es, die Qualität von Prävention, Diagnostik und Therapie deutlich zu verbessern und erlaubt eine hochwertigere und kostengünstigere Gestaltung der Versorgung. Die Interoperabilität ist dabei eine zentrale Voraussetzung für die Nutzung der Digitalisierungschancen im Gesundheitssystem im Interesse einer besseren Versorgung.

Da in der Diabetologie das Potenzial für datengetriebene Innovationen besonders groß ist, muss die Digitalisierung im ambulanten und stationären Bereich unter Beachtung der Datensouveränität vorangebracht werden, so dass die technologischen Möglichkeiten innovativer digitaler Lösungen ausgeschöpft werden können. So ist es notwendig, neben verbindlichen Vereinbarungen von Dokumentationsstandards auch für die Einrichtung der notwendigen, zukunftsfähigen IT-Infrastruktur in Praxen und Kliniken zu sorgen. Hierzu gehört auch die zeitnahe Schaffung einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur im gesamten Bundesgebiet, insbesondere im ländlichen Raum.

Wie Datennutzung und Datenschutz zusammenpassen können

Das Prinzip der Datensparsamkeit muss durch ein Konzept der Datensouveränität ersetzt werden. Der Patientenschutz hat dabei Vorrang vor dem Datenschutz. Hier ist das Recht der Patienten auf ihre Daten in elektronischer und strukturierter Form zu stärken. Auch der (rechts)sichere Austausch von vorhandenen Gesundheitsdaten muss gewährleistet sein.

Idealerweise sollte ein bundeseinheitlicher Rechtsrahmen die Erhebung und Weiterverarbeitung von Gesundheitsdaten so regeln, dass individuelle Patientenangaben so geschützt werden, dass der Patient „Herr seiner Daten“ bleibt. Zugleich sollen anonymisierte bzw. pseudonymisierte Daten, auch für die Industrie, unter bestimmten Voraussetzungen zugänglich gemacht werden, z. B. für die Entwicklung von Clinical Decision Support Systemen. Digitale Innovationen wie Big Data Anwendungen oder Cloud Computing eröffnen hier gänzlich neue Perspektiven. Die Nutzung der daraus resultierenden Chancen ist essentiell für die nachhaltige Sicherung einer leistungsfähigen Diabetesversorgung.

Rahmenbedingungen an neue Gegebenheiten anpassen und zukunftsfähig machen

Die Möglichkeit, in einer digitalisierten Diabetesversorgung jederzeit Transparenz über Versorgungsqualität zu schaffen, sollte idealerweise in der Konsequenz zu einer Weiterentwicklung von Vergütungsprozessen für Industrie und Leistungserbringer führen.

Roche Diabetes Care ist davon überzeugt, dass gute Versorgungsqualität besser vergütet werden sollte als schlechte Qualität. Dies impliziert eine Abkehr von einer prozessual basierten Vergütung und führt zu einer qualitätsorientierten Vergütungsstruktur. Um diese Ansätze zu erproben, müssen Mittel bereitgestellt werden, ggf. aus dem Innovationsfond, die eine Implementierung ermöglichen.

Analog zu Modellregionen zur Erprobung von autonomem Fahren wären etwa Modellprojekte zu fördern, innerhalb derer die Restriktionen von segmentierten Budgets überwunden werden können. Hierdurch sollte es gelingen, einen qualitätsorientierten Wettbewerb in das Gesundheitssystem einzuführen und die Vergütung in Richtung einer bezahlbaren Qualitätsmedizin zu lenken.

 

Der diesjährige Digital-Gipfel in der Metropolregion Rhein-Neckar in Ludwigshafen hat vor einigen Tagen eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass die Digitalisierung mittlerweile alle Lebensbereiche und insbesondere auch den Bereich der Gesundheit erfasst hat.

Potentiale eröffnen und nutzen

Chronische Erkrankungen wie z. B. Diabetes Typ 2 stellen eine hohe Belastung für Betroffene und Versorger dar und verursachen enorme Kosten für das Gesundheitssystem. Sie können allerdings durch eine frühzeitige Risikoerkennung und gezielte Prävention vermieden werden. Hier eröffnet gerade die Digitalisierung im Gesundheitswesen große Potenziale für eine engere Vernetzung von Patienten, Medizinern, Versorgern und Forschung. Hierdurch kann Patienten eine höhere Versorgungsqualität geboten werden bei zeitgleich sinkenden Kosten für das Gesundheitswesen.

Wie solche zukunftsweisenden Lösungen aussehen können, haben die Unternehmen Roche Diabetes Care Deutschland und die SAP SE gemeinsam in Ludwigshafen einem ausgewählten Publikum und der Presse, inklusive Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz Malu Dreyer sowie dem Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg Winfried Kretschmann vorstellen dürfen. Im Mittel­punkt stand eine gemeinsam entwickelte Lösung: ein personalisiertes Gesundheitsmanagement-System mit einer vernetzten Patienten-App und einem Arzt-Portal, das eine rückblickende Analyse der Daten erlaubt, um Empfehlungen zu geben. Denn eine zeitnahe und datenbasierte Erfassung des Gesundheitszustandes durch eine personalisierte App hilft dem Patienten, die gemeinsam mit dem Arzt vereinbarten Gesund­heitsziele zu erreichen und seinen Lebensstil selbständig und gezielt auf positive Weise zu beeinflussen, um eine Diabeteserkrankung zu vermeiden.

Bei ihrem Besuch der Exponate hatte Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel deutliches Lob im Gepäck: „Ich habe heute gesehen, wie sehr der digitale Alltag in der Medizin bereits Einzug gehalten hat“, so die Kanzlerin.

Die digitale Diabetesprävention beinhaltet dabei die folgenden, aufeinander aufbauenden und ergänzenden Aspekte:

  • Der Patient erfasst medizinische Parameter wie zum Beispiel körperliche Aktivität, Gewicht, Bauch­umfang, Blutzuckerspiegel, Blutdruck und Medikation über die App, die die Daten sicher an ein Onlineportal überträgt.
  • Der Arzt verschafft sich in diesem Onlineportal einen aktuellen Überblick über den Gesundheitszustand seiner Patienten und kann anhand der Werte Prognosen erstellen sowie individuelle Empfehlungen ableiten.
  • Auch der Patient erhält mittels der App sofortige Rückmeldung bezüglich seiner medizinischen Para­meter und verfügt somit über Informationen, die ihm helfen, seinen Lebensstil selbständig und gezielt auf positive Weise zu beeinflussen.
  • Die Lösung basiert auf einer Cloud-Plattform, die eine datenschutzkonforme Basis für die patienten­spezifische Erfassung, Analyse und Aufbereitung von Gesundheitsdaten unter Nutzung mobiler Endgeräte bietet.

 
Ganzheitliche Konzepte in die Breite tragen

Mit diesem System kann der Arzt seine Patienten kontinuierlich begleiten und zeitnah die Therapie anpassen und verbessern. Diabetes und seine Folgeerkrankungen lassen sich so nachhaltig vorbeugen. Durch die innovative Kombination aus Arztbesuch und digitaler Verbindung können zudem routinemäßige Praxisbesuche reduziert und die gemeinsame Zeit von Arzt und Patient möglichst effektiv genutzt werden. Es gilt nun, diese positiven Modelle in die Regelversorgung zu bringen, um sie einer möglichst breiten Bevölkerung zugänglich zu machen.

Hierfür wird sich Roche Diabetes Care auch in den kommenden Monaten intensiv einsetzen und weiterhin durch wegweisende Modellprojekte die Potentiale der Digitalisierung aufzeigen. Über diese informieren wir sie fortlaufend in unserem Online-Politikportal, auf gewohntem Wege in den kommenden Ausgaben des Diabetes Dialogs sowie auch sehr gerne im persönlichen Gespräch. Bei Interesse kommen Sie hierfür gerne auf uns zu.

 

Am 9. März 2017 lud Roche Diabetes Care Deutschland unter der Schirmherrschaft von Herrn Dietrich Monstadt, MdB zum Parlamentarischen Frühstück.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde erneut von allen Referenten und Diskutanten herausgestellt, dass die Volkskrankheit Diabetes unsere Gesellschaft und unser Gesundheitssystem vor bedeutende Herausforderungen stellt. Die Anzahl der Betroffenen, die unmittelbaren Folgen für die Erkrankten als auch die Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme sprechen hier eine deutliche Sprache. Übereinkunft herrschte, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen und natürlich auch in der Diabetesversorgung eine Schlüsselrolle einnehmen wird. In der Diskussion wurde deutlich, dass Diabetologen, Fachgesellschaft, Patientenvertreter und Krankenkassen aktiv die digitale Transformation angehen müssen, aber in einigen wichtigen Punkten auf Entscheidungen der Politik angewiesen sind. Große Hoffnung besteht, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen als gesellschaftspolitische Debatte nicht untergeht in der Vielzahl der politischen Themen im bundesrepublikanischen Wahlkampf, der uns allen jetzt bevorsteht.

Bild der Teilnehmer

Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion beim Parlamentarischen Frühstück von Roche Diabetes Care am 9. März von links nach rechts:
Dr. Thomas Solbach (PricewaterhouseCoopers), Dr. Thorsten Thaysen (Siemens Betriebskrankenkasse), Dr. Sandra Schlüter (niedergelassene Diabetologin), Lars Kalfhaus (Roche Diabetes Care Deutschland GmbH), Prof. Dr. Dirk Müller-Wieland (designierter Präsident Deutsche Diabetes Gesellschaft), Dietrich Monstadt (MdB).
Foto: Christian Kruppa

Großes Potential durch Digitalisierung

Referenten und Teilnehmer der Podiumsdiskussion betonten, dass mit der Digitalisierung einerseits eine Transformation, andererseits auch ein Quantensprung in der Gesundheitsbranche bevorsteht. Diabetes-Management-Programme erlauben durch die Visualisierung und Analyse von Blutzuckerverlaufs-Daten im gemeinsamen Gespräch zwischen Arzt und Patient besser als bisher, Konsequenzen aus den erhobenen Daten für eine Therapieänderung zu ziehen. Die Chancen, die Diabetestechnologie und Digitalisierung bieten, sind vor allem messbare Qualitätssteigerung und bessere Effizienz.

Die Digitalisierung kann auch bei grundsätzlichen Herausforderungen im Gesundheitswesen Entlastung bieten. Bei einer steigenden Zahl an Diabetikern in Deutschland und einer zugleich sinkenden Anzahl an Diabetologen werde etwa die flächendeckende Grundversorgung von Diabetikern immer schwieriger. Die Digitalisierung biete mit einer papierlosen und digitalen Arztpraxis großes Potential. Hierbei müsse allerdings ein zielführender Dialog zwischen allen Akteuren stattfinden (Politik, Ärzte, Krankenkassen etc.), um die Digitalisierung, speziell die Telemedizin, weiterzuentwickeln. Vor allem auf die Diabetologen kommt viel Arbeit zu. Sie erarbeiten in den nächsten Monaten Konzepte für digitale Behandlungsstandards, neue, auch digitale Aus- und Weiterbildungscurricula und versuchen, einen einheitlichen Datenstandard zu definieren. An einem bestimmten Punkt sind sie allerdings auf die Entscheidungen der Politik angewiesen, denn diese setzt die Rahmenbedingungen.

Vertrauen als Schlüsselaspekt der Digitalisierung

Wie sehen diese nun für eine digitalisierte Diabetesversorgung aus? Diabetes mellitus mit den hohen Betroffenenzahlen, der großen Anzahl von älteren Menschen und zum Teil schweren Folge- und Begleiterkrankungen kann sogar eine Vorreiterrolle spielen für andere Indikationen. Dabei ist Vertrauen ein Schlüsselaspekt für die Digitalisierung, Vertrauen in die Datensicherheit an allererster Stelle. Weder ist dieses Vertrauen heute bei den Patienten vorhanden noch bei den Ärzten, sogar nicht bei denjenigen, die gern mehr digital arbeiten möchten. Der Appell an die Politik lautet deshalb, zuverlässige juristische Rahmenbedingungen zu schaffen, um einerseits sensible Patientendaten zu schützen, andererseits aber auch den notwendigen Datentransfer zwischen den Sektoren, vor allem vom Arzt zum Patient hin, zu ermöglichen. Auch die Forschung braucht einen sicheren Rechtsrahmen für Big-Data- und Genforschung. Ohne diesen wäre auch die von Politikern so dringend geforderte Versorgungsforschung nicht denkbar. Nicht zuletzt ist der zügige Breitbandausbau die Voraussetzung für Telemedizin und Datenübertragung auch im ländlichen Raum, von der gerade ältere Menschen mit Diabetes besonders profitieren würden. Die Teilnehmer des parlamentarischen Frühstücks wünschten sich mehr Aufmerksamkeit und Gestaltungswillen von der Politik, damit die großen Chancen der Digitalisierung den Patienten in Deutschland nicht länger vorenthalten werden.

So kann schließlich ein Paradigmen-Shift von einer retrospektiven, korrigierenden Herangehensweise an den Diabetes hin zu einer prospektiven stattfinden. Diese steigert dann die Qualität im Gesundheitswesen, nicht nur mit einer effektiveren Prävention, sondern auch durch den notwendigen Umbau der ärztlichen Honorierung weg von der Prozess-Vergütung hin zu einem Outcome-orientierten System. Dann ließe sich der Erfolg einer Therapie messen und schlechtere Qualität würde nur noch abgestuft bezahlt. Dies lenkt den Blick weg von isolierten Leistungen und Produkten hin zu integrativen Problemlösungen und damit auch zu einer mehr am Patientenwohl orientierten Gesundheitspolitik, die mehr Anreize als bisher anbieten müsste, um die Digitalisierung zu fördern und auf mehr Effizienz und Qualität zu setzen.

 

Anlässlich des 4. Accu-Chek Forums für Krankenkassen, welches am 26. Oktober 2016 stattfand, diskutierten Industrie- sowie 22 Krankenkassenvertreter auf dem Roche-Campus in Mannheim zum Thema „Kooperationen – der Ansatz zur Versorgungsoptimierung“.

Die überwiegende Mehrheit der anwesenden Krankenkassenvertreter war in einer TED Umfrage der Meinung: „Kooperationen zwischen Industriepartnern und Krankenkassen werden selbstverständlicher“. Die Vielfalt der möglichen Kooperationen zeigte sich auch in den Inhalten, die auf der Veranstaltung vorgestellt wurden. Dazu gehörte unter anderem ein Vortrag zum Thema Frühprävention bei Kindern im Kindergarten- und Grundschul- alter von Frau Prof. Dr. Kerstin Ketelhut, Professorin für Pädagogik im Fachbereich Medizinpädagogik an der SRH Hochschule für Gesundheit Gera.
Prof. Ketelhut konstatierte, dass aufgrund einer ungesunden Ernährung und zu wenig Bewegung jedes sechste bis siebente Kind bzw. Jugendliche übergewichtig ist. Zudem sei bereits jedes 16. Kind im Grundschulalter und jeder 12. Jugendliche adipös. Allein in den vergangenen 15 bis 20 Jahren ist die Rate übergewichtiger Kinder um die Hälfte gestiegen, die der adipösen Kinder hat sich im selben Zeitraum verdoppelt. Diese Zahlen verdeutlichen, dass bereits in jungen Jahren Herz-Kreislauf-Risikofaktoren, wie erhöhte Cholesterinwerte oder erhöhter Blutdruck, befördert werden. Zugleich ist eine Verschlechterung der motorischen Leistungsfähigkeit bei Kindern erkennbar.

Vor diesem Hintergrund wurde das Pilotprojekt „Fitness für Kids“ ins Leben gerufen. Das Projekt zielt auf eine möglichst frühe Prävention ab. Erste Ergebnisse zeigen, dass sich hierdurch die motorische Leistungsfähigkeit der Kinder gesteigert und zugleich das Herz-Kreislauf-Risikoprofil verbessert hat. Ziel ist es, Kindern über alle sozialen Schichten hinweg Freude an der Bewegung zu vermitteln. „Fitness für Kids“ sieht eine Integration von spielerischen, niedrigschwelligen Bewegungsangeboten in bestehende Strukturen – von Kindergarten und Schule – vor. Hierzu werden Erzieher und Lehrer entsprechend geschult. Ausschlaggebend ist dabei die Kooperation von Schulen und Verbänden.
Auch Eberhard Gienger, ehemaliger deutscher Kunstturner, Bundestagsabgeordneter sowie Sportpolitischer Sprecher der CDU/CSU Bundestagsfraktion, betont, dass die Begeisterungsfähigkeit von Kindern genutzt werden müsse. So motiviert beispielsweise ein engagierter und geschulter Trainer in einem Verein Kinder, sich zu bewegen und es ihnen als etwas Angenehmes zu vermitteln. Auch Eltern müssten als Vorbilder agieren, um Kinder für Bewegung zu begeistern. Laut Gienger ist das Wesentliche bei dem von Frau Prof. Ketelhut vorgestellten Projekt, Kindern und Jugendlichen Bewegung und Sport als etwas Selbstverständliches näher zu bringen, wie das tägliche Zähneputzen oder das tägliche Frühstück, das sie ins Erwachsenen- bis hin ins Seniorenalter mitnehmen. Gienger ist auch deshalb ein Verfechter der täglichen Sportstunde. So könnten langfristige Risiken für Herz-Kreislauf- oder etwa Diabetes-Erkrankungen reduziert werden. Zudem sei es notwendig, mehr über die Wichtigkeit von Sport und Bewegung zu reden und leicht zu integrierende Bewegungsansätze für den Alltag stärker zu thematisieren. Dazu könnten etwa eine gesteigerte Nutzung von Treppen anstatt von Aufzügen oder auch mehr Sport mit Freunden gehören.

Ein weiterer Ansatz zur Gesundheitsförderung ist insbesondere das vor eineinhalb Jahren verabschiedete Präventionsgesetz. Dieses sieht neben Früherkennungsuntersuchungen auch Beiträge zur Gesundheits- förderung und Prävention vor. Laut Gienger konzentrieren sich bislang viele Programme, wie das Projekt „Fitness für Kids“, primär auf den städtischen Raum. Interessant wäre es nun, ob beispielsweise das Problem des Bewegungsmangels auch im ländlichen Raum durch Studien festgestellt und bestätigt werden könne. Gegebenenfalls wäre eine stärkere Berücksichtigung der Haus- und Landärzte im Präventionsgesetz notwendig, da diese die Risiken für Erkrankungen ihrer Patienten sehr gut kennen.

 

Ein spürbar anwachsender Handlungsbedarf herrscht bereits auf den unterschiedlichen Ebenen im Gesundheitswesen in Sachen Digitalisierung. Die am stärksten betroffene Patientengruppe der unter ihren Möglichkeiten verlaufenden Entwicklung im Bereich der Digitalisierung ist die der chronisch Kranken. In Deutschland stellt diese Bevölkerungsgruppe 40,8 % der Gesamtpopulation über 18 Jahren dar.1 Eine der verbreitetsten Volkskrankheiten ist und bleibt in den kommenden Jahrzehnten Diabetes mellitus. Vor diesem Hintergrund hat Roche Diabetes Care die Veranstaltung #Morgen ins Leben gerufen. Nach dem großen Erfolg des ersten Zukunftsworkshops 2015 fand am 26. November die Neuauflage in Berlin statt. Das Expertenforum hat zum zweiten Mal in Folge Key-Opinion-Leader aus den Bereichen der Leistungserbringung, Leistungsfinanzierung, Politik, Forschung und Wirtschaft zusammengebracht, um branchenübergreifend und multi-perspektivisch über die Trends in der Diabetesversorgung zu beraten, diese zu analysieren und kritisch zu diskutieren.

Teilnehmer des Zukunftsworkshops

Teilnehmer des Zukunftsworkshops (von links): Tino Sorge MdB, Dr. Thorsten Thaysen (Siemens Betriebskrankenkassen) und Dr. Hansjörg Mühlen (Vorstandsmitglied des Bundesverbands niedergelassener Diabetologen)

Internationale Benchmarks zeigten auf, dass eHealth-Projekte bereits weltweit Erfolgsgeschichten schreiben. Anhand von Initiativen in Nachbarländern wie Österreich, der Schweiz oder Dänemark wurde verdeutlicht, dass deutsche Ansätze noch am Anfang einer vielversprechenden Entwicklung stehen. Wie Digitalisierung in die Praxen gelangen und letztlich eine verbesserte Versorgung sicherstellen kann, wurde durch die Visionen aus der Hausarzt-, der Schwerpunktpraxis- und der Klinikperspektive diskutiert. Eine funktionierende Infrastruktur, die schnelle Kommunikation zwischen Arzt und Patienten sowie die Kommunikation zwischen Haus-, Facharzt- und Klinikebene seien dabei essenzielle Grundlagen, um die Diabetologie für die Zukunft strategisch aufzustellen. Eine valide Datenübertragung in Echtzeit sei bei derzeitigen langsamen Internetleitungen nicht möglich. Die fehlende Interoperabilität der einzelnen Systeme und die damit einhergehende fehlende Standardisierung mache es den ÄrztInnen vor allem in komplexen Institutionen wie einer Klinik unmöglich, das Potential der Daten annäherungsweise zu nutzen. Das Arzt-Patienten-Verhältnis und die Arzt-Patienten-Kommunikation würden sich zudem vor dem Hintergrund der Digitalisierung wandeln. Dies sei ein unausweichlicher Prozess, mit dem man wachsen und diesen mit den Patienten zusammen gestalten müsse. Sprechende Medizin müsse mehr Wert bei der Vergütung erhalten, da das Zuhören und das Sprechen mit den Patienten den Großteil der nachhaltigen diabetologischen Behandlung darstellten. Diplom-Medizinerin Ingrid Dänschel, stellvertretende Vorsitzende des deutschen Hausärzteverbands, fasste die komplexe Situation zusammen: „Wir haben kein technisches Problem, wir haben ein regulatorisches Problem.“

Prof. Dr. Müller-Wieland – zukünftiger Präsident der Deutschen Diabetesgesellschaft – stellte fest, dass die Behandlungsstandards der neuerlichen Entwicklung angeglichen werden müssten, wofür sich die Fachgesellschaft stark machen werde. Die Digitalisierung der Diabetesversorgung müsse Standard werden und stelle eine interdisziplinäre Aufgabe dar, die nicht isoliert in der Ärzteschaft, den Krankenkassen, der Forschung, Politik oder Privatwirtschaft betrachtet werden dürfe. „Innovationen müssen zügig umgesetzt werden. Daher gilt es, Hemmnisse abzubauen, z.B. in den Landesdatenschutzgesetzen, aber auch bezüglich der diffusen Skepsis vor der Anwendung sinnvoller digitaler Behandlungsmethoden“, stellte Tino Sorge, MdB, Mitglied im Gesundheitsausschuss und Berichterstatter für Gesundheitswirtschaft und Gesundheitsforschung für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, fest. Globale Player wie Google und Apple – deren Kapital vor allem Datensammlungen darstellen – sind bereits auf diesem Gebiet aktiv, erörterte Dr. Thorsten May, stellvertretender Abteilungsleiter am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung. Würden die Innovationshemmnisse in Deutschland nicht abgebaut und ein Datenschutz mit Zukunftsperspektive etabliert werden, würden sich deutsche Patienten mit Angeboten aus dem Ausland konfrontiert sehen und diese auch nutzen, ohne dass deren Daten in Deutschland blieben und der deutschen Rechtsprechung entzogen würden. Diese Gefahr wurde auch von Tino Sorge identifiziert. In diesem Falle könne die Politik nur noch reagieren anstatt proaktiv zu agieren, fasste er zusammen.

Teilnehmer des Zukunftsworkshops

Hören die Visionen aus der diabetologischen Praxisperspektive von Dr. Sandra Schlüter, von links: Dr. Thorsten May (Fraunhofer IGD), Dr. Ralph Ziegler (niedergelassener Diabetologe)

Eine nachhaltig verbesserte Patientenversorgung wäre nur einer der vielen Vorteile, die sich aus einer nachhaltigen Digitalisierungsoffensive im Gesundheitswesen ergeben würden. Das momentane Vergütungssystem könne durch eine analytische Auswertung von Patientendaten und der daraus abgeleiteten personalisierten, sprechenden Medizin nachhaltig optimiert werden und so langfristig Behandlungskosten senken. „Momentan vergüten wir die Inputfaktoren, sollten wir nicht aber viel stärker den Outcome vergüten?“, merkte Lars Kalfhaus, Geschäftsführer der Roche Diabetes Care Deutschland, an. Es dürfe nicht jede Behandlungsmethode gleich vergütet werden, wenn eine mehr Nutzen für den Patienten habe als eine andere. Durch kontinuierliches Monitoring von Patientendaten könne die Versorgungsqualität gesteigert werden, da weniger effiziente Behandlungsmethoden ersetzt und so Zeit und Geld eingespart werden könnten. Die politischen Rahmenbedingungen und die Infrastruktur stellten jedoch die konstitutiven Grundlagen für einen langfristig unumgänglichen Paradigmenwechsel und Strukturwandel dar, den es zu gestalten gilt anstatt gestaltet zu werden.

Roche Diabetes Care wird sich in diesem Bereich weiter engagieren, interdisziplinäres Bindeglied sein und durch eigene Erfahrungen aus zahlreichen Pilotprojekten, laufenden Studien sowie eigenen Ideen für die zukünftige Ausgestaltung der digitalen Diabetesversorgung seinen Beitrag in den Diskussionen leisten.

1 Robert Koch-Institut (2012)

 

Am Thema eHealth kommt man aktuell im politischen Berlin nicht vorbei. Zahlreiche Veranstaltungen widmen sich dem Thema und möglichen Zukunftsperspektiven, viel wird bereits über weitere legislative Rahmenbedingungen diskutiert und aktuelle Studien und Umfragen treiben die Debatten voran. Die Diskussionen geben auch einen Überblick darüber, welche Hürden der Digitalisierung des Gesundheitswesens im Weg stehen, damit diese Patienten und Behandler im Alltag erreichen kann. Es gilt, zentrale Impulse aufzunehmen und gemeinsam an der zielgerichteten Umsetzung erfolgversprechender Ideen zu arbeiten, damit Deutschlands Gesundheitssystem fit für die Zukunft wird.

Patienten und Behandler wünschen sich effiziente Lösungen
Telemedizin Pressegrafik
 

Die Ergebnisse der im September vorgestellten repräsentativen Erhebung des Bitkom Digitalverbands zeigen auf, dass fast 60 % der Deutschen bereits offen für Behandlungsmethoden der Telemedizin sind, 20 % würden „auf jeden Fall“ eine telemedizinische Überwachung im Krankheitsfall in Anspruch nehmen.1 Der Sachverständigenrat für Verbraucherfragen prognostizierte Anfang des Jahres darüber hinaus einen Bedeutungsverlust von nicht-digitalen Medien bei der Beschaffung gesundheitsrelevanter Informationen.2 Laut einer Verbraucherbefragung im Auftrag des BMJV nutzt bereits jeder fünfte Deutsche Gesundheits-Apps, ein Drittel davon zur aktiven medizinischen Überwachung.3

Umfrageergebnisse auf Seiten der Behandler unterstützen diese Erkenntnisse und zeigen auf, dass die Digitalisierung auf einer praktischen Ebene bereits Einzug in den Behandlungsalltag hält. Laut einer Umfrage des Ärztenachrichtendienstes änd wurden knapp die Hälfte der niedergelassenen Ärzte bereits von Patienten mit digitalen Gesundheitsdaten konfrontiert. Die Ergebnisse der Befragung zeigen ebenfalls auf, dass 97 Prozent der Mediziner damit rechnen, dass die Nutzerzahlen von Gesundheits-Apps in den nächsten Jahren stark steigen werden. Hier werden klare Regelungen und eine Komplexitätsreduzierung gewünscht: So möchten 55 Prozent der befragten Ärzte eine Art Qualitätssiegel, das den Patienten die Auswahl sinnvoller Apps erleichtert.4

Welche Hürden bremsen aktuell noch die Digitalisierung im Gesundheitswesen?

Jüngst hat die Bertelsmann Stiftung in einer Studie5 die Hindernisse analysiert, warum es noch nicht gelingt, systematisch innovative Anwendungen zu identifizieren und in die Gesundheitsversorgung zu überführen. Die sechs zentralen Hürden verdeutlichen den drängenden Handlungsbedarf, durch klare Regulierung diesen Übergang zu erleichtern. Als zentralen Erklärungsansatz sieht die Bertelsmann Stiftung die Andersartigkeit von Digital-Health-Anwendungen im Vergleich zu anderen Innovationen wie Arzneimitteln oder Medizinprodukten.


 

Digital-Health-Anwendungen sind häufig weder eine Prozess- noch eine Produktinnovation, sondern eher als „Lösung“ zu beschreiben. Auf solche Ansätze ist unser Gesundheitssystem allerdings aktuell noch nicht ausgelegt. Dabei drängt die Zeit, diese Hürden zeitnah und verlässlich zu beseitigen, damit entsprechende Lösungen auch in Deutschland innerhalb eines klar definierten Rahmens Patienten und Behandlern zur Verfügung stehen.

Die Chancen der Telemedizin für die Gesellschaft sind enorm. Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft haben es noch nicht geschafft, das volle Potenzial zu artikulieren. Aktuelle Studien zeigen auf, dass die Bevölkerung offen und bereit für diese neuen Ansätze ist, politische Initiativen wie die „Strategie Digitales Hessen“ erkennen das gesellschaftliche und wirtschaftliche Gewicht der Digitalisierung und werden durch Innovationsprojekte die intra- und intersektoralen Innovationsprojekte vorantreiben.

Politische Entwicklungen dürfen nicht hinterherhinken

Vor diesem drängenden Handlungsbedarf begrüßt Roche Diabetes Care die von der Gesundheitsministerkonferenz aufgestellte Forderung, stärker die Verbesserung der Versorgung und der Versorgungsprozesse beim Thema eHealth in den Mittelpunkt zu stellen. In der Tat sollte vor allem der Nutzer von Beginn an in den Fokus der Entwicklung gestellt werden. Die angestrebten Maßnahmen zur Verbesserung der Vergütungsfähigkeit der Anwendungen, u. a. differenzierte methodische Mindestanforderungen für die Bewertung der Vergütungsfähigkeit sowie Vorhaben zur Verbesserung der Sicherheit und Transparenz von Gesundheits-Apps weisen in die richtige Richtung. Es gilt nun, diese sehr positiven Ansätze mit den Erfahrungen aus dem Behandlungsalltag in Einklang zu bringen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die diesen Zielen Rechnung tragen: Ein Nachfolgegesetz zum eHealth-Gesetz sollte etwa zeitnah konkrete Lösungen und Anreize für den bereits aufgedeckten Handlungsbedarf gesetzlich verankern und Planungssicherheit mit sich bringen. Zugleich brauchen wir eine Regulierung für den Bereich der Gesundheits-Apps, die sich nicht strikt an der Medizinprodukteregulierung orientiert, da diese für neue Behandlungsangebote zu kurz greift. Der von Gesundheitsminister Gröhe angesprochene Fachdialog um gemeinsam Standards zu entwickeln stellt eine schnell umsetzbare Initiative dar.

Roche Diabetes Care will sich auf diesem Weg weiterhin in gewohnter Form einbringen und durch eigene Erfahrungen aus zahlreichen Pilotprojekten, laufenden Studien sowie eigenen Ideen für die zukünftige Ausgestaltung der digitalen Diabetesversorgung seinen Beitrag in den Diskussionen leisten.

1. Bitkom (2016): Telemedizin trifft auf großes Interesse
2. SVRV (2016): Digitale Welt und Gesundheit: S.13
3. BMJV (2016): Wearables und Gesundheits-Apps
4. Ärztenachrichtendienst Verlags-AG (änd): «Das denken Ärzte über Gesundheits-Apps», 29.03.2016
5. Bertelsmann Stiftung (2016): Transfer von Digital-Health-Anwendungen in den Versorgungsalltag

 

Die Digitalisierung im Gesundheitsbereich schreitet für uns alle spürbar und unablässig voran. Diabetes ist dabei als chronische Volkskrankheit prädestiniert für ein digitales Datenmanagement. Denn das zuverlässige Erheben von Daten und ihre Analyse können zu einer Verbesserung der Versorgungs- und Präventionsleistung führen und damit die Lebensqualität der Patienten verbessern.

Vor diesem Hintergrund hat Roche Diabetes Care gesundheitspolitische Fachreferenten aus den Bereichen Diabetes und eHealth zu einem Policy Briefing Mitte Juni in Berlin eingeladen, um gemeinsam über Möglichkeiten zu diskutieren, wie die Zukunft der Gesundheitsversorgung mit neuen digitalen Technologien aussehen könnte.

Mit effizienten eHealth-Anwendungen das Gesundheitssystem bereichern

Die Teilnehmer erhielten zunächst durch zwei Impulsvorträge von Dr. Johannes Arens, Facharzt für Allgemeinmedizin in Brüggen, und Bernhard Schweizer, Direktor Business Development bei der SAP AG, Walldorf, einen Einblick in die Nutzung digitaler Anwendungen im Praxisalltag sowie in die technischen Möglichkeiten. Ein wichtiger Aspekt für den folgenden Austausch waren die durch Studienergebnisse belegten Erfahrungen, dass durch eine frühere Behandlung von Metabolikern und Menschen mit Diabetes der Ausbruch der Diabeteserkrankung und ihre Folgen verschoben, abgeschwächt oder gar verhindert werden können.

Gemeinsam wurde darüber diskutiert, wie das Gesundheitssystem digitaler werden kann, um den Herausforderungen der Zukunft, wie z.B. dem demografischen Wandel, erfolgreich zu begegnen. So sollte etwa der durch den Gesetzgeber aufgestellte gesundheitspolitische Rahmen Anreize zur Digitalisierung des Gesundheitswesens schaffen. Hierzu gehört beispielsweise, dass digitale Anwendungen im Gesundheitswesen sowohl im präventiven Bereich als auch in der Regelversorgung durch den Kostenträger erstattet werden. Solche Anwendungen müssen jedoch zunächst ihre Effektivität evidenzbasiert nachweisen. Hierzu werden wiederum allgemeinverbindliche Standards gebraucht, welche die Wirksamkeit von telemedizinischen Anwendungen belegen und ein hohes Qualitätsniveau fortlaufend sichern.

Das Arzt-Patienten-Verhältnis in einem digitalisierten Gesundheitswesen

Die Diskussion zeigte, dass die Anwendung digitaler Lösungen im Gesundheitsbereich idealerweise im engen Austausch zwischen Patient und Behandler erfolgt. Technische Lösungen, wie Gesundheits-Apps, ermöglichen dabei nicht nur die Erhebung von Daten, sondern vor allem auch eine tiefgehende Analyse durch den Behandler. Auch wenn individuelle Faktoren die Herangehensweise eines Patienten an seine Behandlung kennzeichnen, kann gerade durch den engen Kontakt und den stetigen Austausch zwischen Arzt und Behandler die Abbruchwahrscheinlichkeit der Behandlung reduziert werden.

Erfahrungen aus dem Praxisalltag zeigen auch, dass Patienten sehr offen für derartige Anwendungen sind, wenn ihnen der persönliche Nutzen durch die Erhebung eigener Gesundheitsdaten durch technische Lösungen im Gespräch persönlich erläutert wird. Digitale Gesundheitsanwendungen sollten sich folglich stets am Patienten orientieren. Dies heißt, dass Lösungen vom Bedarf, dem gewünschten Ergebnis und der bestmöglichen Umsetzung her entwickelt werden müssen. Die Datenhoheit des Patienten und die Sicherheit seiner Daten sind dabei unverrückbare Grundprinzipien.

Neues Fokusthema eHealth im Politikportal von Roche Diabetes Care

Den Dialog zum Thema eHealth und Diabetes möchte Roche Diabetes Care auch in der zweiten Jahreshälfte fortführen. Ergänzend hierzu ist Mitte Juni im Politikportal von Roche Diabetes Care dem Thema eHealth ein neuer Bereich gewidmet worden. Dem Besucher der Website wird ein Überblick zu relevanten Fakten und Hintergründen sowie eine erste Einführung in die Thematik geboten. Darüber hinaus wird auch näher auf konkrete Ideen und Vorstellungen von Roche Diabetes Care zur Ausgestaltung eines digitalen Gesundheitswesens eingegangen. Da Roche Diabetes Care die Entwicklungen im Bereich eHealth proaktiv vorantreibt, wird zudem eine Übersicht darüber gegeben, wie dies etwa im Rahmen verschiedenster Veranstaltungsformate oder durch Projekte in Kooperation mit Partnern umgesetzt wird.

Abschließend möchten wir Sie gerne darüber informieren, dass seit dem 1. Juli 2016 Lars Kalfhaus die Geschäftsführung der Roche Diabetes Care Deutschland GmbH übernommen hat. Sie können sicher sein, dass auch Herr Kalfhaus alles daran setzen wird, die Versorgung der Menschen mit Diabetes in Deutschland zu optimieren und die Zusammenarbeit mit Ihnen erfolgreich fortzuführen.

 

Auch in 2016 wird sich Roche Diabetes Care mit vollem Einsatz für die Verbesserung der Versorgung von Diabetespatienten als auch die Vermeidung von Diabetes einsetzen. Dabei wird die Digitalisierung des Gesundheitswesens einer der entscheidenden Treiber bleiben. Das Smartphone ist bereits heute unser ständiger Begleiter und wir dokumentieren nicht zuletzt mit Wearables unsere Körperfunktionen. Diese Entwicklungen gaben Ende November den Anstoß für einen interdisziplinären Austausch im Rahmen des Zukunftsworkshops #MORGEN von Roche Diabetes Care. Die zentrale Fragestellung lautete dabei: Wie sieht die digitalisierte Zukunft der Diabetesversorgung aus?

Mit Zukunftsworkshop #MORGEN neue Perspektiven aufzeigen

Die Diskussionen während der zweitägigen Veranstaltung verdeutlichten abermals, dass in Deutschland bereits ein neuer Markt für digitale Medizin entstanden ist und der Diabetes prädestiniert für ein digitales Datenmanagement ist. Denn die Daten, die gemessen und ausgewertet werden, haben einen direkten Einfluss auf die Therapieeinstellung. Der Diabetologe kann dabei entweder in der Arztpraxis oder als digitaler Coach gezielt tätig werden und wird verstärkt zum Partner in der Therapie. Für diese zum Teil neuen und unterschiedlichen Formen der Betreuung und Versorgung werden allerdings neue Vertragsformen und flexible, leistungs- und qualitätsorientierte Vergütungsstrukturen benötigt.

Eine Verbesserung der Versorgungs- und Präventionsleistung kann auch dadurch erzielt werden, dass die von Menschen mit Diabetes erhobenen Daten zusammengebracht und verfügbar gemacht werden für eine Datenanalyse in Echtzeit. Datenschutz und –sicherheit müssen dabei allerdings unverrückbare Grundvoraussetzungen sein und der Patient als Urheber die Verfügungsgewalt über seine Daten behalten.

Zukunftsworkshop #MORGEN

Zukunftsworkshop #MORGEN

Der Zukunftsworkshop zeigte in seinen Debatten deutlich, dass die regulatorischen Rahmenbedingungen mit dem sich schnell entwickelnden digitalen Gesundheitsmarkt Schritt halten müssen, wenn langfristig alle Akteure von den neuen Möglichkeiten gleichermaßen profitieren wollen. Denn ohne eine geeignete Regulierung wird die Digitalisierung am Gesundheitswesen teilweise vorbeiziehen und ein unregulierter Markt sich verfestigen.

Neues Vergütungsmodell mit der AOK Hessen für das personalisierte Diabetes Management

Auf dem Weg zu einer besseren Versorgung von Diabetespatienten haben wir dabei jüngst in Hessen den nächsten wichtigen Schritt getan. Als erste Krankenkasse vergütet die AOK Hessen das von Roche Diabetes Care vertretene personalisierte Diabetes Management. Hierfür haben wir im letzten Jahr die Ausschreibung des Integrierten Versorgungsvertrags (IV-Vertrag) „AOK Aktiv & Vital Diabetesmanagement“ gewonnen. Ziel der Kooperation ist es, für Menschen mit insulinpflichtigem Diabetes die Qualität der Versorgung nachhaltig zu verbessern und effizienter zu gestalten. Ab Beginn des Jahres können die Versicherten der AOK Hessen sowie die Behandler von der Zusammenarbeit profitieren. Dabei ist die Teilnahme am Programm freiwillig. Spezielle Schulungen sowie eine eigene Hotline mit erweiterten Servicezeiten oder auch mehrsprachige Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund erweitern das Serviceangebot für die Patienten im Vergleich zur üblichen Behandlungsweise.

Für den Behandler werden durch das im IV-Vertrag vereinbarte personalisierte Diabetes Management sowohl die Prozesse als auch die Therapie vereinfacht. Durch die elektronische Dokumentation werden Therapieentscheidungen erleichtert und die Grundlage für Arzt-Patienten-Gespräche verbessert. Ein besserer Überblick zu Insulin- und Teststreifenverbrauch schafft zudem Transparenz im Budget. Mit Hilfe des personalisierten Diabetes Managements wird einerseits Zeit gespart, die für den Patienten genutzt werden kann. Andererseits können Doppeluntersuchungen oder parallele Therapien durch die bessere transsektorale Abstimmung vermieden werden. Ganz konkret werden in dieser Kooperation Wege aufgezeigt, wie für Patienten, Behandler und weitere relevante Akteure ein unmittelbarer Mehrwert geschaffen werden kann, der zugleich auch entsprechend vergütet wird.

 

Am 1. Oktober 2015 lud Roche Diabetes Care unter der Schirmherrschaft von Herrn Dietrich Monstadt, MdB, zum Parlamentarischen Frühstück. Im Rahmen der Veranstaltung wurde erneut deutlich, dass die Volkskrankheit Diabetes unsere Gesellschaft und unser Gesundheitssystem vor große und drängende Herausforderungen stellt. Die anwesenden Referenten und Diskutanten stimmten darin überein, dass wir zeitgemäße Lösungsansätze für die Diabetes-Prävention und -Behandlung benötigen. Entscheidend sei eine ressortübergreifende und gesamtgesellschaftliche Herangehensweise, die mehr als bislang die Vorsorge in den Mittelpunkt stellen müsse.

Ein umfassender Ansatz in der Diabetes Prävention und Behandlung

Die Debatte verdeutlichte, dass nun verschiedene Maßnahmen zeitnah ineinander greifen müssen, um nicht das Momentum im Kampf gegen den Diabetes zu verlieren. So sei ein wesentlicher Pfeiler im Konzept zur Eindämmung des Diabetes eine zeitnahe Verabschiedung der Nationalen Diabetes-Strategie. Diese habe das Potenzial, den bereits begonnenen präventiven Ansatz konsequent weiterzuentwickeln. Weiterhin habe beispielsweise das Präventionsgesetz Möglichkeiten geschaffen, um umfassend angelegte Kampagnen, koordiniert etwa durch die Krankenkassen, umsetzen zu können. In der Breite müsse zudem auf eine nachhaltige Veränderung von Lebensstilfaktoren hingewirkt werden, um frühzeitig dem Diabetes vorzubeugen.

Gesprächssituation anlässlich eines Meetings in Basel, Viaduktstrasse

Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion beim Parlamentarischen Frühstück von Roche Diabetes Care am 1. Oktober von links nach rechts: Prof. Dr. Thomas Danne (Vorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe), Dietrich Monstadt (MdB), Prof. Dr. Volker Möws (Techniker Krankenkasse), Dr. Matthias Kaltheuner (Diabetologe in einer Schwerpunktpraxis), Dr. Oliver Haferbeck (Roche Diabetes Care). Foto: Dirk Laessig

Wie die Podiumsdiskussion zeigte, könnten weitere konkrete Ansätze und Anpassungen bestehender Instrumente den Kampf gegen den Diabetes unterstützen. Eine solide und strukturierte Auswertung der Ergebnisse von Disease-Management-Programmen könnte etwa umfangreiche Datenmengen zur Verfügung stellen, die für eine optimierte Versorgung nutzbar wären. Darüber hinaus müssten klare Standards für Gesundheits-Apps im Bereich eHealth eingeführt werden, damit die Chancen der technischen Entwicklung effektiv umgesetzt würden. Technische Entwicklungen im Bereich eHealth werden so dafür sorgen, dass zukünftig größere Schritte in der Diabetes-Prävention und Behandlung unternommen werden können.

Ein neues, umfassendes Online-Informationsangebot von Roche Diabetes Care

Um nicht nur punktuell, wie beim Parlamentarischen Frühstück, sondern kontinuierlich ein umfassendes Informationsangebot für interessierte Stakeholder rund um das Thema Diabetes und Personalisiertes Diabetes Management (PDM) bereitzustellen, bietet Roche Diabetes Care seit Anfang Oktober ein neues Online-Angebot unter www.roche-diabetes-politikportal.de an. Auf diesen Seiten sind neben Zahlen und Fakten zum Diabetes auch umfassende Informationen zum Nutzen des PDMs für Patienten, Behandler und weitere Akteure des Gesundheitssystems zu finden. Zudem stellen wir unser Engagement und unsere Positionen vor und informieren über zukunftsweisende Pilotprojekte unter Beteiligung von Roche Diabetes Care. Eine Übersicht zu Veranstaltungen von Roche Diabetes Care im politischen Bereich, ein Online-Archiv des Diabetes-Dialogs und eine Übersicht zu den verschiedenen Kontaktmöglichkeiten zu Roche Diabetes Care runden das Online-Angebot ab.

Gründung von Roche Diabetes Care Deutschland GmbH

Die Erkrankung Diabetes nimmt weltweit und auch in Deutschland in einem noch nie dagewesenen Tempo zu. In der Folge befindet sich die Versorgung von Menschen mit Diabetes in einem rapiden Wandel. Diese Dynamik erfordert von den in der Diabetesversorgung tätigen Unternehmen zunehmende Flexibilität. Diesen Herausforderungen wird Roche Diabetes Care durch eine größere Eigenständigkeit des Geschäftsbereiches begegnen. Zum 1. Januar 2016 wird die Roche Diabetes Care Deutschland GmbH innerhalb der Roche Diagnostics Division gegründet. Hier werden künftig alle entsprechenden Produkte und Serviceleistungen gebündelt sein und hier finden Sie auch weiterhin Ihre Ansprechpartner für Projekte und Initiativen.

 

Von der Volkskrankheit Diabetes sind mittlerweile knapp acht Millionen Bundesbürger betroffen, gut zehn Prozent der deutschen Bevölkerung. Diabetes mellitus durchdringt alle Lebensbereiche und konfrontiert auch die Familien, Freunde oder Arbeitskollegen der Betroffenen. Wollen wir also der Krankheit erfolgreich begegnen und durch eine qualitativ hochwertige Diabetesprävention und -behandlung einer weiteren Ausbreitung entgegen treten, müssen wir dies gesamtgesellschaftlich und gemeinsam tun.

Mit allen relevanten Akteuren über alle Lebensbereiche hinweg

Ein solch übergreifender Ansatz umfasst einerseits alle Akteure, vom Patienten und den Behandlern über die Krankenkassen und den Gesetzgeber hin zu den diversen Anbietern von Gesundheitsleistungen und Unterstützungsangeboten. Andererseits umspannt der Ansatz die verschiedenen Lebensbereiche, in der Stadt und auf dem Land, vom Kindergarten und der Schule über die Arbeitswelt bis zu den Lebensumgebungen älterer Menschen, in der jeweils spezifisch auf die Herausforderung durch den Diabetes eingegangen werden muss.

Die Diabetesprävention und -behandlung ist somit auch nicht länger nur ein Thema für die klassische Gesundheitspolitik, sondern sollte zahlreiche Fachbereiche umfassen, von der Ernährungs- über die Familien- und Sozial- bis hin zur Arbeitspolitik. Eine Schlüsselfrage ist, welche Akteure eine koordinierende Funktion übernehmen können. Reichen die aktuellen Strukturen aus, um zielführend handeln zu können? Und wie müssten diese eventuell angepasst werden?

Es wird erforderlich sein, sich einem langfristigen Denken zu öffnen. Vor diesem Hintergrund kommt den Versicherungsträgern eine Schlüsselrolle zu. Sie gestalten das Gesundheitssystem entscheidend mit und haben mit Blick auf die Kostenstruktur des Gesundheitswesens ein Interesse an einer nachhaltigen Ausrichtung des Systems.

Mit der Einführung des Präventionsgesetzes sind wir noch nicht am Ziel

Mit dem Präventionsgesetz werden nun erstmals in der Breite konkrete Maßnahmen in den Bereichen Prävention, Gesundheitsförderung und Früherkennung von Krankheiten gesetzlich festgeschrieben. Roche Diabetes Care begrüßt diese vor dem Ausbruch einer Erkrankung ansetzende Ausrichtung der Gesundheitspolitik. Dies ist ein wichtiges Signal an unsere Gesellschaft und alle Akteure. Eine besondere Rolle wird der Implementation zukommen, denn Prävention ist eine komplexe Aufgabe. Vorhandene Mittel müssen zielgerichtet eingesetzt und Angebote aufgebaut werden, die gleichermaßen Qualität und Effizienz berücksichtigen. Hier darf es nicht nur bei Willensbekundungen bleiben. Die Verabschiedung einer Nationalen Diabetes Strategie wäre im Kampf gegen die Erkrankung ein nächster Schritt.

Hier gilt es, bereits gemachte Erfahrungen mitaufzunehmen. Denn schon heutzutage werden erfolgreich Pilotprojekte in der Diabetesprävention und -behandlung auf regionaler Ebene durchgeführt. Beweisen sie ihre Wirksamkeit, sollten sie Eingang in den Versorgungsalltag finden. Denn nur so wird eine Offenheit für Innovationen hinsichtlich neuer Versorgungs- und Behandlungskonzepte gefördert. Dabei darf der Qualitätsgedanke nie außer Acht gelassen werden. Doch wie können wir gewährleisten, dass wir unseren hohen Ansprüchen an Prävention und Versorgung auch dauerhaft gerecht werden können? Und wie stellen wir letztlich sicher, dass wir tatsächlich gesamtgesellschaftlich und gemeinsam dem Diabetes begegnen?

Diese und weitere Fragestellungen würden wir gerne gemeinsam mit Ihnen im Rahmen unseres Parlamentarischen Frühstücks am 1. Oktober in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin diskutieren und erörtern.

 

In den letzten Monaten hat das E-Health-Gesetz für intensive Debatten gesorgt, sei es im politischen Berlin, sei es auf Länderebene. Dies haben jüngst die erste Lesung des E-Health-Gesetzes im Bundestag als auch die Gesundheitsministerkonferenz nochmals deutlich gemacht. Als Unternehmen begrüßt Roche Diabetes Care das E-Health-Gesetz ausdrücklich als richtigen Schritt in eine zukunftsorientierte Gesundheitspolitik.

Mit der anvisierten Förderung telemedizinischer Leistungen, der Etablierung der Telematikinfrastruktur oder auch dem Bemühen, Interoperabilität sicherzustellen, werden wichtige Impulse gesetzt. Uns ist dabei bewusst, dass nicht alles, was wünschenswert gewesen wäre, auch direkten Eingang finden konnte. Themen wie das sogenannte „Fernbehandlungsverbot“ oder die Abrechenbarkeit spezifischer telemedizinischer Leistungen sollten zeitnah angegangen werden. Umso wichtiger ist es deshalb, dass das Gesetz als Startschuss verstanden wird. Denn nur über eine kontinuierliche Weiterentwicklung der gesetzlichen Rahmenbedingungen mit weiteren Zwischenetappen kann die digitale Zukunft des deutschen Gesundheitswesens gesichert werden.

Rechtlichen Rahmen weiter ausbauen und gestalten

Sowohl die Erfahrungen aus unseren Pilotprojekten (vgl. z.B. Diabetes Dialog – Ausgabe 1/2015) als auch die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Telemedizin zeigen, wie dieser gesetzliche Rahmen weiterentwickelt werden müsste. So sollte beispielsweise die Regulierung medizinischer Apps weiter vorangetrieben werden. Patienten, Nutzer und Ärzte müssen sich darauf verlassen können, dass Apps im medizinischen Umfeld klar reguliert und verlässlich geprüft werden und somit die notwendigen hohen Standards der Datensicherheit einhalten.


 

Dabei müssen allerdings die praktischen Herausforderungen für die Anbieter stets mitbedacht werden. Entsprechend muss sichergestellt werden, dass ein technisches Update an einer medizinischen App nicht ein erneutes Durchlaufen des Zulassungsprozesses bedeuten darf. Auch die Zeithorizonte der technisch schnelllebigen Entwicklungen müssen im Bewertungsprozess mitberücksichtigt werden. Die Initiative, die das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte bereits im März dieses Jahres durch sein Symposium zu Medizin-Apps ergriffen hat, ist deshalb aus unserer Sicht sehr zu begrüßen.

Gemeinsam mit allen Akteuren Lösungen erarbeiten

Alle Akteure stehen vor drängenden Fragen und Herausforderungen, um die Digitalisierung des Gesundheitswesens – in den Bereichen, in denen es sinnvoll und notwendig ist – zum Erfolg zu bringen. Gemeinsam gilt es Fragen zu erörtern, wie etwa die Wirksamkeit von telemedizinischen Leistungen belegt und ein hohes Qualitätsniveau gesichert werden kann. Hier greifen Vergleiche mit klassischen Verfahren aus dem Arzneimittelbereich zu kurz und müssen adaptiert werden.

Zugleich brauchen auch die Kostenträger im Gesundheitswesen einen klaren Ordnungsrahmen, welchen Beitrag sie leisten sollen und können, um die Entwicklungen zu begleiten. Nur so können gute Ansätze in den Versorgungsalltag übertragen werden.

 

Die Gesundheitspolitik steht im Jahr 2015 auch für den Bereich Diabetes vor wichtigen Weichenstellungen. Es gilt mit wohldurchdachten Rahmenbedingungen strategische und zukunftsweisende Lösungen zum Umgang und zur effizienten Eindämmung der Erkrankung zu ermöglichen. Hier können das Präventionsgesetz und die eHealth-Gesetzesinitiative neue Schwerpunkte in Prävention und Behandlung setzen.

Wir von Roche Diabetes Care sind davon überzeugt, dass neben der Debatte um diese Gesetzesinitiativen auf einer abstrakten Ebene auch aktuelle praktische Erfahrungen wegweisend sein können. So wird in einigen unserer aktuellen Pilotprojekte und Studien bereits gegenwärtig ein personalisiertes Gesundheits-Management (PGM) erprobt und umgesetzt, das telemedizinische Lösungen für eine effektive Prävention und Behandlung des Diabetes und seiner Folgewirkungen einsetzt. Ein besonders richtungweisendes Projekt möchten wir Ihnen an dieser Stelle im Rahmen unseres Diabetes Dialogs etwas ausführlicher vorstellen.

Personalisiertes Gesundheits-Management mit Accu-Chek View von Roche Diabetes Care, der Techniker Krankenkasse und SAP

Grundlagen des Projekts:

Gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse und SAP hat Roche Diabetes Care eine Cloud-basierte Lösung zum personalisierten Gesundheits-Management entwickelt. Grundlage der Anwendung ist eine hohe Daten­sicherheit und die Selbstbestimmung des Patienten über seine Daten. In drei Bundesländern – Bayern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz – wird diese telemedizinische Anwendung nun für allgemein­ärztliche und internistische Praxen angeboten. Insgesamt 200 Patienten sollen durch die jeweiligen Prüf­zentren eine längerfristige Betreuung über ungefähr 12 Monate erfahren. Das Projekt startete im Februar 2015 und hat eine Gesamtstudiendauer von circa zwei Jahren. Als wissenschaftliche Partner begleiten die Universitäten St. Gallen und Heidelberg das Projekt.

Primäres Studienziel ist es zu untersuchen, ob bei Menschen mit metabolischem Syndrom, die im Rahmen des Vorsorgeprogramms PGM behandelt werden, eine relevant höhere Rate an Gewichts­reduktion um ≥ 5 % erreicht werden kann als bei einer Behandlung entsprechend dem therapeu­tischen Standard der jeweiligen Praxis. Grund­sätzlich wird dabei das Ziel verfolgt, die Mani­festation von Diabetes zu verzögern und Folge­komplikationen zu vermeiden. Mit Hilfe einer begleitenden Beobachtungsstudie soll zudem der medizinische und ökonomische Mehrwert aufge­zeigt werden.

Projektinhalt:

Eine Vereinbarung von persönlichen Gesundheitszielen gemeinsam mit dem Patienten bildet die Grund­lage des Programms. Parameter wie z.B. die zurückgelegten Schritte, Blutzucker, Blutdruck und Gewicht der Patienten werden in diesem Zusammenhang regelmäßig beobachtet und dokumentiert. Mit der eigens entwickelten App können Patienten ihre medizinischen Daten und Medikationspläne erfassen und dem Behandler über die Cloud-basierte Anwendung zur Verfügung stellen.

Die übermittelten medizinischen Daten sollen dem Arzt ein besseres und umfangreicheres Bild Ihrer Patienten vermitteln und für weitere Therapiegespräche zur Verfügung stehen. Mit dem online zur Ver­fügung stehenden Arztportal kann der Praxisablauf unterstützt werden, indem der Arzt bzw. das Praxis­personal Patienten identifizieren kann, die aktuell medizinische Unterstützung benötigen. Das Praxisteam kann auf Grundlage der Daten eine individuelle Behandlung des Patienten sofort anstoßen. Das Programm sieht darüber hinaus die Möglichkeit für den Arzt vor, mit den Patienten via App in einen Dialog zu treten. Somit kann eine stetige Anpassung sowie eine verstärkte Begleitung der Behandlung an die sich wandelnden Bedürfnisse des Patienten erfolgen. Patienten können durch das Vorsorgeprogramm zugleich ein besseres Verständnis für die Erkrankung, ihre Wechselwirkungen bzw. die Vermeidung von Folgekomplikationen erlangen.

SAP RDC Projekt
 
Erfahrungen aus der Praxis in die Politikgestaltung aufnehmen

Durch ein effektives Datenmanagement gepaart mit einer individuellen, ortsunabhängigen Betreuung kann eine maßgeschneiderte Behandlung bzw. ein ebensolches Präventionsangebot den Patienten angeboten werden. Hierbei bieten sich Entwicklungspotentiale zur Versorgung von Patienten in ländlichen, struktur­schwachen Regionen als auch zur intensiveren Vernetzung von Haus- und Fachärzten an. Die in derartigen Projekten gesammelten Erfahrungen sollten idealerweise in die weitere Ausgestaltung der Rahmen­bedingungen für die Bereiche eHealth und Prävention mitaufgenommen werden. So kann sichergestellt werden, dass die Fachdebatte die bereits gewonnenen Erfahrungen widerspiegelt und sich am aktuellen Stand der bereits umgesetzten Möglichkeiten orientiert.

 

Die Volkskrankheit Diabetes stellt unsere Gesellschaft und unser Gesundheitssystem vor wachsende Herausforderungen. Zeitgemäße Lösungsansätze für die Diabetes-Behandlung und -Prävention standen im Fokus eines Parlamentarischen Frühstücks, das unter der Schirmherrschaft von Herrn Dr. Edgar Franke (SPD), Vorsitzender des Gesundheitsausschusses, am 13. November 2014, anlässlich des Weltdiabetestages, stattfand. Gemeinsam mit Experten aus der medizinischen Praxis und Wissenschaft diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Bundestag sowie aus Landesvertretungen und Verbänden über neue Ansätze und innovative Pilotprojekte in der Diabetes-Behandlung. Auch integrierte Konzepte wie das personalisierte Diabetes Management von Roche Diabetes Care wurden thematisiert. Gleichzeitig bot sich die Möglichkeit, freiwillig eine Blutzuckermessung durchführen zu lassen und das Aktivitätsarmband „Accu-Chek View“ von Roche Diabetes Care zu testen.

Die Panelisten waren sich einig, dass insbesondere die verschiedenen Facetten der Krankheit die Diabetes-Therapie zu einem komplexen und vielschichtigen Prozess machen. Überdies verändere sich die Krankheit im Laufe ihres Verlaufs. Dies erfordere flexible Therapieansätze und eine stetige Anpassung der Behandlung an die sich wandelnden Bedürfnisse der Patienten. Zudem könnten Schwierigkeiten in der Abstimmung zwischen verschiedenen behandelnden Fachärzten auftauchen und zu Defiziten in der Behandlung führen. Verstärkt werden könnten die Abstimmungsschwierigkeiten auch durch die Fülle und Komplexität der Daten, die im Krankheitsverlauf erfasst werden. Hier sei ein effektives Datenmanagement von großer Wichtigkeit, so dass die anfallenden Informationen effizient erfasst und effektiv ausgewertet werden können.

Bessere Behandlung durch personalisiertes Diabetes Management

Das von Roche Diabetes Care entwickelte personalisierte Diabetes Management, welches auch telemedizinische Potentiale auf sicherere und nutzerfreundliche Weise ausschöpft, kann die Behandlung von Diabetes-Betroffenen zuverlässig unterstützen. Der ganzheitliche Prozess umfasst neben (a) der richtigen, computergestützten Interpretation der Ergebnisse der strukturierten Blutzuckerselbstmessung auch (b) das nutzerfreundliche, sichere Datenmanagement, (c) die Insulinverwaltung sowie (d) die Nutzung der Informationen für eine optimierte Abstimmung zwischen Arzt, Patient und Apotheker. Resultat ist eine personalisierte, zuverlässigere und komfortablere Therapie mit größerem Therapieerfolg. Und dieser führt auf gesellschaftlicher Ebene zu einer nachhaltig positiven Kostenentwicklung im Gesundheitssystem.

Frühstück Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft

Die Panelisten beim Parlamentarischen Frühstück zum Weltdiabetestag von links nach rechts: Dipl.-Med. Ingrid Dänschel (stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands), PD Dr. Bernhard Kulzer (Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Mergentheim), Prof. Dr. Thomas Danne (Vorstandsvorsitzender von diabetesDE), Dr. Oliver Haferbeck (Roche Diabetes Care) und Moderatorin Prof. Dr. Karin Lange (Medizinische Hochschule Hannover). Foto: Dirk Lässig.

 

Der Volkskrankheit Diabetes gilt es auf allen Ebenen mit den zur Verfügung stehenden Mitteln entgegen zu treten. Während Informations- und Kommunikationstechnologien mehr und mehr Lebensbereiche bestimmen, haben etwa auch Entwicklungen im Bereich eHealth in den letzten Jahren neue Chancen zu einer qualitativ hochwertigen und maßgeschneiderten Patientenversorgung eröffnet.

Die Zukunftsfähigkeit dieser optimierten Versorgung muss allerdings durch klare Rahmenbedingungen unterstützt werden. Denn gesetzgeberische Leitlinien können dafür sorgen, dass innovative, effiziente und zugleich hochqualitative Konzepte auch in der Breite umgesetzt werden und ihrerseits zu weiteren Entwicklungen anspornen. So hat das Beratungsunternehmen Deloitte in diesem Winter in seinem Trendbericht „Technology, Media & Telecommunications Predictions 2014“ einen globalen Anstieg der virtuellen Arztbesuche mit großem Einsparpotential für das Gesundheitswesen prognostiziert. Allerdings gelten diese weltweiten Trends bedingt für Deutschland, da hier die rechtlich-regulatorischen Vorgaben diese Entwicklung einschränken.

Mit telemedizinischen Lösungen zu einer erfolgreichen Diabetes Therapie

Bereits heutzutage präsentieren wir mit unseren neuen Produkten im Bereich Diabetes Management innovative Lösungen, die Standards setzen. Mit unserem Blutzuckermesssystem Accu-Chek Connect werden etwa die durch das Messgerät gemessenen Blutzuckerwerte automatisch an ein Smartphone und ein entsprechendes Online-Portal gesendet. Dabei bestimmen die Nutzer selbst, wer Zugriff auf die eigenen persönlichen Daten haben darf. Durch die Nutzung dieses Online-Portals wird so eine neue, ortsunabhängige und individuelle Form der Kommunikation zwischen Arzt und Patient ermöglicht und die personalisierte Therapie nachhaltig gestärkt.

Durch seine interaktiven Funktionen, etwa indem Mahlzeiten fotografiert und mit der Kohlenhydratschätzung kombiniert werden können, kann das System das personalisierte Diabetes Management relativ einfach in den Alltag der Patienten integrieren. Zugleich werden durch diesen holistischen Ansatz im Gesundheitswesen wichtige Ressourcen wie Zeit und Personal als auch Finanzmittel geschont.

Befürchtungen zur Sicherheit der erhobenen sensiblen Daten nehmen wir dabei ernst und verlässliche Lösungen sind für uns nicht verhandelbar. Die insgesamt hohen Qualitätsstandards müssen für alle Akteure gelten und zugleich messbar sein. Als Unternehmen, das sich auch im Bereich Telemedizin in einer Vorreiterrolle sieht, übernehmen wir diese Verantwortung gerne.

Accu-Chek Connect System

Accu-Chek Connect System

Mit klaren Rahmenbedingungen die Zukunftsfähigkeit einer optimierten Versorgung fördern

Die aktuellen Innovationen im Bereich der Telemedizin haben bereits begonnen, zu einer Modernisierung und Steigerung der Effizienz von Arbeitsabläufen zu führen. Dabei ist gerade im Bereich eHealth ein sehr hohes Potential vorhanden, dass es zu nutzen und zu fördern gilt. Telemedizinische Lösungen tragen beispielsweise dazu bei, weiteren drängenden Problemen unseres Gesundheitssystems zu begegnen, vor allem der Überwindung räumlicher Distanz in strukturschwachen Regionen oder dem demografischen Wandel.

Es gilt zudem die Umsetzung telemedizinischer Anwendungen in den ärztlichen Versorgungsalltag in der Breite sicherzustellen, etwa indem die Muster-Berufsordnung für die in Deutschland tätigen Ärzte vor dem Hintergrund des sogenannten „Fernbehandlungsverbots“ überprüft und den modernen Lebensumständen und den technologischen Möglichkeiten angepasst wird.

 

Diabetes ist nicht nur eine Belastung für den einzelnen Betroffenen, sondern stellt als Volkskrankheit auch die Gesundheitspolitik vor wachsende Herausforderungen. Angesichts zunehmender Patientenzahlen und steigenden Kostendrucks (vgl. Diabetes Dialog Ausgabe 1/2014) hat die Bedeutung einer umfassenden Prävention sowie bedarfsgerechten und qualitativ hochwertigen Versorgung in den letzten Jahren stetig zugenommen. Denn nur durch einen solchen umfassenden, qualitätszentrierten Ansatz kann die Ausbrei­tung von Diabetes eingedämmt werden. Zugleich wird hierdurch bei den Betroffenen eine hohe Lebensqualität erhalten, die Progression der Grunderkrankung vermindert und das Risiko für Folgeerkrankungen gesenkt.

Mit zeitgemäßen Ansätzen auf drei Stufen der Volkskrankheit Diabetes begegnen

Zu den zentralen Punkten im Bereich der primären Prävention gehören eine ausgewogene Ernährung, körperliche Aktivität und ein bewusster Lebensstil. Verschiedene, teilweise noch ausbaufähige Initiativen, versuchen hier bereits auf einen Wandel hinzuwirken, der allerdings eher langfristig angelegt ist. Im Bereich der Primärprävention muss daher zudem das Ziel sein, so früh wie möglich eine Erkrankung festzustellen, beispielsweise über individuelle Checks oder breit angelegte Screening-Aktivitäten. Bereits in dieser frühen Phase engagieren wir uns als Roche Diabetes Care vor allem auf regionaler Ebene. Unser Ziel ist es, bereits vor einer Erkrankung umfassend für das Risiko von Diabetes zu sensibilisieren und die Krankheit frühzeitig zu diagnostizieren, um so die optimale Versorgung der Patienten sicherstellen zu können.

Ist die Diagnose Diabetes erst einmal gestellt, greifen Sekundär- und Tertiärprävention. Patienten wünschen sich dabei, nicht nur als solche „verwaltet“ zu werden, sondern ein durch ihre Erkrankung weitestgehend unbeeinträchtigtes Leben führen zu können. Hier setzt unser Ansatz eines modernen Diabetes Managements als ganzheitlicher Prozess an. Durch eine individuelle Einstellung des Patienten soll eine Optimierung der Therapieergebnisse erreicht werden, welche für die Vermeidung von Folgeerkrankungen entscheidend ist. Wie die NIMT-Studie (Reichel et al., Journal of Diabetes Science and Technology, 2013) gezeigt hat, führt die Implementierung von strukturiertem Testen, Visualisierung und Musteranalyse zu einer verbesserten Diabeteseinstellung.

Arzt/Patient Accu-Chek Aviva Connect
 

Für uns als Roche Diabetes Care gilt das Leitbild des „mündigen Patienten“, den wir von der strukturierten Schulung über die richtige Interpretation der Ergebnisse der Blutzuckerselbstmessung bis zur personalisierten Therapie begleiten. Das medizinische Fachpersonal spielt dabei ebenfalls eine entscheidende Rolle. Ein gutes Therapieergebnis wird nur durch eine optimale Abstimmung zwischen Patient, Arzt und Apotheker erreicht. Wir gehen mit unserem Ansatz des personalisierten Diabetes Managements bewusst über die reine Versorgung mit Blutzuckermessgeräten und zugehörigen Teststreifen hinaus und bieten für alle Beteiligten einen medizinisch wirksamen Mehrwert. Denn wie die Studie „Diabetikerversorgung in Baden Württemberg“ von B. Lippmann-Grob et al. (Diabetes, Stoffwechsel und Herz 1/2006, 21-28) zeigen konnte, entlasten richtig geschulte Patienten das Gesundheitssystem deutlich.

Politische Rahmenbedingungen erfolgreich setzen

Über die Notwendigkeit vereinter Maßnahmen gegen die Ausbreitung der um sich greifenden Volkskrankheit Diabetes herrscht erfreulicherweise weitestgehend Einigkeit. Es gilt allerdings, trotz aller erfolgten Bemühungen, moderne Ansätze zu berücksichtigen und zusätzliche Anstrengungen zu unternehmen.

Das von der Bundesregierung in Aussicht gestellte Präventionsgesetz bietet eine gute Möglichkeit, um grundlegende Ansätze einer umfangreichen Präventionsstrategie in der gesamten Gesellschaft – insbesondere auch bei Kindern und Jugendlichen – zu vertiefen. Hier gilt es, bereits konkret gefasste Maßnahmen bzw. deren Umsetzung vorzusehen und auch neue und innovative Wege in der Gesundheitspolitik zu eröffnen. Der im Bundesrat eingebrachte Antrag für einen nationalen Diabetesplan stellt zudem eine überaus sinnvolle und auch notwendige Ergänzung dar, um koordiniert und umfassend den Rahmen für eine wirkungsvolle Diabetes-Prävention und -Behandlung zu sichern.

Wollen wir erfolgreich Diabetes bekämpfen, müssen wir uns auf ein modernes, nachweislich effizientes Diabetes Management verständigen, das den Patienten in den Mittelpunkt stellt und nicht aufhört, sich beständig weiterzuentwickeln. Nur zeitgemäße Ansätze werden die langfristige medizinische Wirksamkeit unter Beweis stellen können.

 

Die deutsche Gesundheitspolitik befasst sich tagtäglich mit den gesellschaftlichen Auswirkungen von Volkskrankheiten. Insbesondere Diabetes – mit ihren zahlreichen Folgekomplikationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Erblindung – stellt eine wachsende Herausforderung für unser Gesundheitssystem dar. Dieser kann nur durch neue Schwerpunktsetzungen in Prävention und Behandlung begegnet werden.

Jährlich kommen zu den (nach heutigem Stand) rund neun Millionen Diabetes-Betroffenen etwa 300.000 neue Patienten hinzu. Ohne Fokussierung auf eine hochwertige, ganzheitliche Betreuung von Betroffenen – bzw. ein modernes Diabetes Management – kann sich diese ernste Belastungsprobe für das deutsche Gesundheitssystem noch verstärken. Vor diesem Hintergrund sehen wir von Roche Diabetes Care Diabetes-Management als einen nachhaltigen Kostensenker.

Diabetes als wachsende Herausforderung für unser Gesundheitssystem

Die Folgen von Diabetes für unser Gesundheitssystem sind nicht zu unterschätzen:

Im Schnitt verursacht ein Diabetes-Patient knapp doppelt so hohe Versorgungskosten wie ein vergleichbarer Versicherter ohne die Erkrankung. Hier sind indirekte Kosten – wie für Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung – noch nicht mit eingerechnet.

Auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene stellt dies ein Problem dar. Etwa 20 Prozent aller Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung werden für die Behandlung von Diabetes bzw. diabetesbedingter Komplikationen verwendet. Der Anteil der Diabetes-Betroffenen beläuft sich auf etwa 10 Prozent an der Gesamtbevölkerung.

Pro Jahr entstehen Kosten von bis zu 48 Milliarden Euro durch Diabetes und Folgekrankheiten. Zwei Drittel der Kosten werden dabei für die Behandlung der Folgekrankheiten verwendet – dabei kann das Risiko derselben durch Prävention und eine angepasste Lebensweise entscheidend verringert werden.

Auch wenn die Pro-Kopf-Ausgaben für Diabetes-Patienten in den letzten Jahren stabil geblieben bzw. sogar leicht gesunken sind, werden die Gesamtausgaben angesichts der steigenden Patientenzahlen weiter zunehmen. Nach einigen Prognosen könnte das diabetesbedingte Ausgabenniveau in den 2020er Jahren sogar auf weit über 200 Milliarden Euro steigen.

Mit Blick auf die nachhaltige Finanzierung des Gesundheitssystems ist der Umgang mit Diabetes also eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft.

Diabetes Management und Prävention als nachhaltige Kostensenker

Durch zwei Mechanismen kann die Ausbreitung von Diabetes – und damit der steigende Kostendruck auf das Gesundheitssystem – wirkungsvoll abgeschwächt werden:

Grundlegend ist ein modernes Diabetes Management als ganzheitlicher Prozess. Dieser umfasst neben (a) der richtigen, computergestützten Interpretation der Ergebnisse der strukturierten Blutzuckerselbstmessung auch (b) das nutzerfreundliche, sichere Datenmanagement, (c) die Insulinverwaltung sowie (d) die Nutzung der Informationen für eine optimierte Abstimmung zwischen Arzt, Patient und Apotheker. Resultat ist eine personalisierte, zuverlässigere und komfortablere Therapie mit größerem Behandlungserfolg.

Personalisiertes Diabetes Management

Personalisiertes Diabetes Management

Entscheidender Bestandteil von Diabetes Management ist eine effektive Sekundärprävention, die die Progression der Grunderkrankung vermindert und das Risiko für Folgeerkrankungen senkt. Hier verfolgt Roche Diabetes Care einen umfassenden Ansatz, der insbesondere Fehlernährung und Bewegungsmangel in den Blick nimmt. Im Rahmen einer gesamtgesellschaftlichen Primärprävention müssen aber auch die Grundlagen einer gesunden Lebensweise und Präventionskultur zielgruppenspezifisch vermittelt werden – gerade auch an Kinder und Jugendliche.

Die Überlegenheit des Diabetes Management-Ansatzes gegenüber konventionellen Behandlungsabläufen sowie die eindrückliche Wirksamkeit von Prävention wurde z. B. durch die VISION-Studien von Roche Diabetes Care bestätigt. Die konsequente Einbindung von Diabetes-Management – samt elektronischen Lösungen – führt u. a. zu erhöhter Compliance auf Seiten des Patienten sowie zu einem insgesamt reibungsloseren Therapieverlauf. Dieser Beitrag zur Versorgungseffizienz führt zu einer nachhaltig positiven Kostenentwicklung im Gesundheitssystem.

Roche Diabetes Care als Impulsgeber für hochwertiges Diabetes Management

Das Unternehmen Roche Diabetes Care ist Marktführer und Vorreiter mit seinem qualitätszentrierten Ansatz zum Diabetes Management. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, mehr Diabetes-Patienten in Deutschland mit einem qualitativ hochwertigen Portfolio an Produkten und dazugehörigen Dienstleistungen zu versorgen.

Vor dem Hintergrund dieser Kompetenz stehen wir Ihnen jederzeit für einen Austausch zu zeitgemäßem, hochwertigen Diabetes Management zur Verfügung. Gerne beantworten wir Ihre Fragen und beteiligen uns an Diskussionen. Über weitere Infobriefe sowie entsprechende Fachveranstaltungen möchten wir im Laufe des Jahres dazu beitragen, dass der gesellschaftlichen Herausforderung Diabetes wirkungsvoll und modern begegnet wird.

 

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Schreiben Sie uns eine E-Mail an diabetescare.deutschland@roche.com.